The Butler von Lee Daniels ist eigentlich ein unmöglicher Film. Er erzählt eine Lebensgeschichte, die 150 Jahre umfasst, an einer Figur: Cecil Gaines, gespielt von Forest Whitaker. Als Vorbild dient Eugene Allen, der, 1919 geboren und 2010 gestorben, zum Servicepersonal des Weißen Hauses gehörte und noch miterleben durfte, dass in diesem Weißen Haus ein Afroamerikaner Chef werden konnte.
Daniels' Film beginnt allerdings mit einem Vorspiel auf der Plantage, das sich künstlerisch durchaus legitimieren lässt. Es geht in dem stark formalisierten, eminent repräsentationspolitischen Film nicht um eine einzelne Person wie klassischerweise im Biopic, sondern um das afroamerikanische Amerika von der Sklaverei bis zur Präsidentschaft Barack Obamas. In dieser Richtung liest sich das als Erfolgsgeschichte, auch wenn The Butler die Gegenwart abseits der Wahl Obamas ausblendet: Auf die Lage der Enkelgeneration von Gaines/Allen, die der Gefängnisindustrie zur Gewinnmaximierung dient, wird nicht fokussiert.
Die Obama-Ära hat, wie etwa der US-amerikanische Filmkritiker Armond White schreibt, sicher etwas mit dem »Race Hype« zu tun - einer rasant gestiegenen Zahl an Filmen, die im Mainstreamkino afroamerikanischen Geschichten erzählen. Und dazu gehört eben auch die Sklaverei, die, wie Steve McQueen, Regisseur der Unterdrückungsgeschichte 12 Years a Slave, wiederum zutreffend feststellt, bislang kaum im Kino behandelt wurde.
Das hat zuerst politische Gründe; dass eine weiß dominierte Kulturproduktion der Verantwortung für die Gräuel der Geschichte scheut. Es berührt aber auch ethische Fragen, die sich mit der Darstellung des historischen Besitzer-Ware-Verhältnisses verbinden: Wie drastisch darf die Realität der Plantagenwelt gezeigt werden, und wofür ist eine drastische Darstellung enthemmter Gewalt gut?
In Daniels' Butler diente der kurze Auftakt in der Sklavenhaltergesellschaft zuerst dem Abstecken des Horizonts, in dem der erste afroamerikanische Präsident gedacht werden muss. Die Drastik der Darstellung begrenzt sich auf die Hemmungslosigkeit, mit der der versoffene Plantagenbesitzer Sklaven erschießen kann, die sich seinem Willen widersetzen. Diese Willkür fährt dem jungen Cecil Gaines in die Glieder, sie lehrt ihn, dass er sich sein Platz in der Gesellschaft eher erschleichen denn erkämpfen muss. [...]
|