Das richtig asoziale Sexgestammel tendiert ins Kollaborative. Was dieser Satz hier soll, erschließt sich aus den Anfangsbuchstaben seiner Wörter. In den vergangenen sechs Monaten ist mir leider kaum Musik untergekommen, die richtig asoziales, kollaboratives oder anders geartetes Sexgestammel enthielt. Gewiss gab es an sich sehr viel, denn in der Popmusik herrscht an Sexgestammel selten Mangel. Aber ich habe es verpasst (Ausnahmen unten), so wie ich eigentlich alles verpasst habe, da mich Musik nicht mehr interessiert, es sei denn, sie ist richtig krass. Allerdings habe ich die meiste richtig krasse Musik, die es auf Berlins Bühnen zu bewundern gab (zuhause Musik hören ist mir nicht krass genug), auch verpasst; warum, habe ich vergessen. Krass, oder?
Zu den krassen Acts, die ich verpasste, also jenen, denen eine gewisse Bemühung zur Drastik anzumerken ist, gehört etwa die New Yorkerin Pharmakon, die Ende November im Berghain auftrat und zu wahnsinnigem Krach wahnsinnig rumkreischte, was angeblich wahnsinnig toll gewesen sein muss. Ebenfalls abwesend war ich bei Clipping, diesmal in der Kantine am Berghain. Clipping ist eine HipHop-Gruppe, deren Rapper düster und für mein Empfinden ein wenig bedeutungsschwanger zu weißem Rauschen und anderen Krächen rappt.
Apropos Konzerte, bei denen ich nicht war: Kurz vor Silvester trat ich unter dem Namen Erfolg im Schauspiel Leipzig im Vorprogramm von Bernadette La Hengst auf, war also ausnahmsweise mal NICHT abwesend, und Bernadette La Hengst, die einst in der drastisch benannten Band Die Braut Haut Ins Auge sang, trug unter anderem schöne Duette ohne Duett-Partner vor! Zu den abwesenden Partnern, die sie imitierte, gehörten Rocko Schamoni und irgendjemand wahnsinnig tolles aus Kolumbien.
Komplett anwesend auf der Bühne des West Germany war im September die sehr gute Berliner Noiserock-Punkband Opa, und das war auch gut so, denn es war ihr letztes Konzert aller Zeiten. Nicht auszudenken, wenn ein Mitglied das letzte Konzert verpasst hätte! Glücklicherweise war auch ich da, denn ich wollte die Band noch einmal sehen, bevor sie nach nur einem Jahr ihrer Existenz wieder in der unverdienten Versenkung verschwand. Ähnlich wie bei Pharmakon wurde recht viel rumgeschrien, vor allem von der Gitarristin Grinni Stangner, und dazu wurde sehr hübsch rumgewummert. Im Hintergrund lief ein Video, das Mademoiselle Stangners Abiturzeugnis-Verleihungszeremonie zeigte. Fantastisch! [...]
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