Mit ihrem jüngsten Buch schließen Hardt und Negri an ihre beiden Politiktheorie-Bestseller Empire (dt. 2000) und Multitude (dt. 2004) an und bringen so ihr Monumentalgemälde der gegenwärtigen Politik schlüssig zu Ende. Nach der Kartographie des neuen globalen Herrschaftsapparats und der Suche nach einem neuen politischen Subjekt versuchen die beiden Autoren nun, die Logik der neuen globalen Kämpfe auszubuchstabieren und mögliche Fluchtlinien progressiver Politik genauer anzugeben. Der Leitbegriff diesmal ist the common, das »Gemeinsame«, als Name für diejenigen intersubjektiven Güter, die nicht kommerzialisierbar sind, aber den Grundstoff aller ökonomischen, politischen und sozialen Interaktionen ausmachen: »die Produktion von Ideen, Bildern, Codes, Sprachen, Wissen, Affekten und dergleichen mittels horizontaler Kommunikations- und Kooperationsnetzwerke «. Es ist diese Kraft gesellschaftlicher Kreativität, die von den gewaltförmigen Aneignungen des globalen, zunehmend immateriellen Kapitalismus nicht restlos angeeignet werden kann.
Wie in den beiden früheren Büchern bleiben die beiden Autoren deshalb fast unverschämt optimistisch: Die derzeitige Lebens-, Politik- und Wirtschaftsform wird in ihrer Destruktivität nicht überleben und ihre eigene Transformation in eine demokratischere, lebensbejahendere Zukunft selbst vorbereiten. Denn die Kompetenzen, Organisationsfähigkeiten und kommunikativen Energien, die der neue Kapitalismus braucht, werden selbst im politischen Kampf gegen »die kapitalistische Ausbeutung, gegen die Herrschaft des Eigentums und gegen diejenigen, die das Gemeinsame durch staatliche und private Kontrolle zerstören «, nützlich sein. Der Begriff des Fortschritts hat in dieser Utopie einen klaren Platz, der auch zeigt, wie stark Hardt und Negri mit dem geschichtsphilosophischen Determinismus der marxistischen Tradition brechen. Er kann nur als politisches Projekt, als Wiederaneignung von Handlungsmacht gedacht werden: »Fortschritt bemisst sich an unserer wachsenden Fähigkeit, das gemeinsame Glück zu verwirklichen und eine demokratische Welt zu schaffen, in der wir alle zusammen dazu befugt, in der Lage und willens sind zu entscheiden«. |