In Kulturen, deren Texte von links nach rechts gelesen werden, scheint es selbstverständlich, dass die räumliche Darstellung zeitlicher Prozesse einen Rechtsdrall hat: Zeitpfeile zeigen immer nach rechts, weil es dort weiter geht. Der Pfeil als allgemeines Vorwärtszeichen lässt sich noch weiter dynamisieren durch seine Verwandlung in einen Blitz, der, gewissermaßen als elektrischer Pfeil, die energetische Übertragung von einem zum anderen Punkt im kurzen Moment der Entladung herstellt, instant progress.
Diese Konnotation des Blitzes als Zeitpfeil macht sich eine Begleitillustration einer Ankündigung zunutze, mit der die amerikanische Nationalgarde auf ein Programm für Armeeangehörige hinweist. Das eintägige Flash Forward Resiliency Training Program soll nach schwierigen Kampfeinsätzen und nur schwer zu bewältigenden Stressphasen die physische und psychische Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft stärken. Das Programm richtet sich speziell an Führungskräfte und will diese in die Lage versetzen, die Techniken zur Steigerung der Leistungs- und Widerstandskräfte kennenzulernen und weiterzugeben, wobei auch die wichtige Rolle der Familien der Streitkräfte betont wird.
Man könnte aber daran zweifeln, dass hier Bild und Text dasselbe zeigen und sagen. Das eher psychologisch angelegte Programm selbst versteht den dringend nötigen Prozess der Aufarbeitung von Problemen und das Fitmachen für die nächsten Einsätze als heilenden Fortschritt. Sein Zeichen dagegen setzt hier eine blitzhafte Entladung von Energien in Szene, die weniger Schwäche voraussetzt als unbändige Potenz.
Aber kann man den Blitz (der militärischen Leistungsfähigkeit) wirklich bezähmen, lenken oder gar reiten, wie es der Schriftzug »leaders« bildlich zu versuchen scheint? Und können die »families« wie im Bild wirklich die Entladungsrichtung stützen und in die richtige Bahn leiten? Und können Blitze überhaupt aus dem Boden herauswachsen statt in ihn einzuschlagen, wie es das offensichtlich der Comic-Ikonographie entlehnte Zeichen andeutet? Vielleicht ist das Bild ehrlicher als die Rhetorik, die es begleitet, und zeigt an, dass der Blitz des Krieges mehr zersprengt als sich je wieder heilen lässt. |