Im echten Leben ist grenzüberschreitende Liebe möglich, aber offenbar wollen wir sie nicht. Gemäß des Mottos »Gleich und gleich gesellt sich gern« sind für uns immer noch Status, Herkunft, Bildungsgrad und, nicht zu vergessen, Lifestyle die Garanten für eine Liebe ohne Ende. In Anbetracht schnöder Statistik bahnt sich die Kraft der romantischen Liebe eben nicht durch das Unwegsame. In den seltensten Fällen fällt sie irgendwo hin oder zieht unmöglichste Gegensätze an. Die Muster, die uns die empirische Sozialforschung zur romantischen Liebe vorführt, sind in etwa einfältig und uniform wie die der Raufasertapete: Mögen die kleinen zusammengepappten Faserhäufchen in der Einzelbetrachtung auch chaotisch und spektakulär einzigartig erscheinen, ergibt sich in der Gesamtbetrachtung doch eher Gleichförmigkeit.
Und im Film? Im Film ist Liebe ohne Grenzen möglich, aber sinnlos. Denn an der Grenze regiert der Konflikt und nichts wollen wir ZuschauerInnen im Kino dringender sehen, als den Weg, den unsere HeldInnen und AntiheldInnen zurücklegen, all die Hürden, die sie überwinden, um schließlich zueinander zu finden. Je größer die Barriere, desto größer die Liebe. Und desto stärker klingeln die Kassen, wie James Cameron’s Avatar oder Titanic zeigen – die beiden erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Sei es die körperlich scheinbar unmögliche Liebe zwischen dem Avatar und dem Alien oder der Gegensatz von arm und reich – die Verschmelzung der Kontraste treibt uns mit ausgeklügelter Dramatik die Tränen in die Augen und sät den Keim der Hoffnung in unsere Herzen, dass eine »bessere« Welt eine ohne Grenzen sei. Und durch die Liebe ließe sich diese Welt erkämpfen. Als erfolgreich wird der Mut zu neuen Liebesufern allerdings in der Regel nicht verkauft. Die tragische Liebe herrscht, zumindest im ernst zu nehmenden Liebesfilm, vor: Mindestens eine/r der Liebenden muss sterben. Und weil wir in der größer, weiter, besser-Welt leben, ist es nur folgerichtig, wenn im Film auch die scheinbar letzte Grenze des Todes durch die Liebe überwunden wird (wie in Twilight und Warm Bodies). »Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe tiefe Ewigkeit« (Nietzsche). |