polar #15: Grenzen
EDITORIAL
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BARRIERE
Owen JonesAlle lachtenVon der neuen Stigmatisierung der Arbeiterklasse | Wir alle kennen das. Man ist unter sich, und plötzlich lässt jemand eine ungeheuerliche Bemerkung fallen. Einen kleinen Satz ganz nebenbei, einen geschmacklosen Kommentar. Das Beunruhigende ist nicht einmal so sehr die Bemerkung selbst, sondern die Tatsache, dass sie offenbar sonst niemanden stört. Kein sorgenvoller Blick. Keiner zuckt zusammen. Mir ging es eines schönen Winterabends beim Essen mit Freunden in einer vornehmen Gegend im Londoner Osten so. Jeder bekam sein Stück Käsekuchen, und dann schnitt jemand das Thema an, das überall in der Luft lag: die Kreditklemme. Irgendwann versuchte der Gastgeber, mit einem kleinen Witz die Stimmung aufzuheitern. »Ist doch schlimm, dass Woolworth zumacht. Wo kaufen jetzt die ganzen Prolls ihre Weihnachtsgeschenke? «
Er würde sich nie für einen Spießer halten. Auch die anderen nicht, waren sie doch alle gebildet, weltoffen, bürgerlich. Mehr als eine Hautfarbe war am Tisch vertreten. Es waren genauso viele Männer wie Frauen da, und nicht jeder war hetero. Politisch hätten sie sich alle als linksliberal bezeichnet. Sich für elitär zu halten, lag ihnen fern. Wenn ein Neuer mit einem Wort wie »Kümmeltürke« oder »Schwuchtel« um sich geworfen hätte, wäre er ziemlich schnell rausgeflogen.
Aber ein Witz über Prolls im Billigladen störte keinen. Im Gegenteil: Alle lachten. Wohl keiner wusste, dass das englische Wort für »Prolls«, »chavs«, von »chavi« kommt, was auf Romani »Kind« heißt. Und zu den 100.000 Lesern des Little Book of Chavs (eine Art Reiseführer zu den Prolls) gehörte wohl auch keiner. Dieses schlaue Buch beschreibt Prolls als »die erblühende Klasse von Unterschicht-Bauern. « Wer es im Buchladen schnell überfliegt, erfährt, dass Prolls an Supermarktkassen arbeiten, in Fastfood-Restaurants oder als Putzfrauen. Tief im Herzen mussten aber alle wissen, dass das Wort Proll nur die Arbeiterschicht ins Visier nimmt. Der »Witz« hätte genauso gut lauten können: »Ist doch schlimm, dass Woolworth zumacht. Wo kauft jetzt die ekelhafte Unterschicht ihre Weihnachtsgeschenke? « [...]
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