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Es ist schon eine Weile her, dass die massenhafte Ausweisung von Roma aus Frankreich für Wut und Fassungslosigkeit sorgte. Noch im Sommer und Herbst 2010 führten diese Deportationen zu aufgeheizten öffentlichen Debatten unter europäischen Politikern, Intellektuellen und Medienvertretern. Doch im Moment scheint sich kaum noch jemand für die weiterhin existierende und mittlerweile ›normalisierte‹ französischen Praxis der Deportation rumänischer und bulgarischer EU-Bürger mit Roma-Hintergrund in ihre Herkunftsländer zu interessieren. Es scheint so, als ob eine Praxis, die in aller Stille aufgenommen wurde als Rumänien und Bulgarien 2007 EU-Mitglieder wurden und die 2010 so viel Aufruhr verursachte, als Sarkozy explizit die Situation der Roma-Migranten auf die politische Agenda setzte, den Mainstream der europäischen Bürger nicht mehr stört – falls es ihn jemals gestört hat. Doch bei diesen Praktiken handelt es sich um die vielleicht offensichtlichsten Manifestationen zunehmend ungleicher Behandlung von Bürgern in Europa und deshalb sollten wir uns alle daran stören. Allgemeiner gesagt ist die Lage der Roma im gegenwärtigen Europa bezeichnend für die Mehrdeutigkeit des europäischen Versuchs, sich abzugrenzen und dementsprechend auch im Hinblick auf die Frage, wie sehr wir uns an den neu entwickelten Mechanismen europäischer Grenzziehungen stören sollten.
Die Geschichte vom grenzenlosen Kontinent Gemäß eines der mittlerweile scheinbar über jeden Zweifel erhabenen Narrative über Europa existieren seit dem Abschluss des Schengen-Vertrages 1985 und seiner Umsetzung im Rahmen der EU im Laufe der 1990er Jahre keine internen Grenzen mehr. Dementsprechend wurde die EU rhetorisch als ein leicht durchquerbarer Raum konzeptualisiert, und die EU-Staatsbürgerschaft basiert auf dem Paradigma der Freizügigkeit von Personen. Die kritische Forschung über die EU und ihre Migrations- und Grenzpolitik hat diese Geschichte und die entsprechende Konzeptualisierung immer wieder in Frage gestellt. Sie hat dagegen zu zeigen versucht, dass das ›traditionelle‹ Verhältnis zwischen innerer und äußerer Sicherheit in der EU seit den frühen 1990er Jahren in substantieller Weise umgeformt wurde und unter anderem zur Entwicklung von ambivalenten Mechanismen und Praktiken der europäischen Grenzziehung geführt hat. Sich wechselseitig verstärkende Prozesse europäisierender Migrations- und Grenzpolitik gingen einher mit einem intensivierten Migrations- und Grenzmanagement innerhalb und jenseits der EU – insbesondere auch unter Sicherheitsgesichtspunkten, was in der Fachliteratur unter dem Begriff der Versicherheitlichung (Securitization) gefasst wird. Forscher, die sich mit diesem europäischen Grenz- und Migrationsmanagement beschäftigen, haben sich in der Vergangenheit typischerweise vor allem für die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die physische, rechtliche und biopolitischen Regulierung von Bevölkerungen interessiert, wobei die Unterscheidung von EU-Bürgern und Nicht-EU-Bürgern wie auch den nationalen Unterschieden innerhalb der EU im Mittelpunkt stand. [...] |

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