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Oliver KohnsZum Sterben komischGezeichnete Helden in schwarzweiß: André Franquins Idées noires |
Die Idées noires sind so etwas wie ein Nebenwerk des belgischen Comiczeichners André Franquin, der vor allem durch die Serien Spirou und Fantasio und Gaston berühmt geworden ist. Wie man liest, hat Franquin Zeit seines Lebens unter Depressionen gelitten, und die Idées noires gelten – nicht zu Unrecht – als eine Art künstlerisches Produkt dieses Leidens. Die zwischen 1977 und 1984 zunächst in loser Folge erschienenen, meist einseitigen Kurzcomics brechen gleich zweifach mit zentralen Genre-Regeln des Comics. Zunächst sind sie nicht farbig, sondern ausschließlich schwarz-weiß. Die Farbgestaltung gibt dem Titel eine doppelte Bedeutung und wirkt auch inhaltlich formgebend: Nicht wenige der kurzen Geschichten erzählen von dem Gegensatz zwischen einer »hellen« Innenwelt und einer »schwarzen« Außenwelt und enden in dem unvermeidlichen Absturz des Protagonisten in die Schwärze. Der zweite Bruch mit der Tradition des Comics betrifft die Sterblichkeit der Protagonisten: Während der Comicheld per definitionem nicht stirbt, ist die Existenz für die Figuren der Idées noires notwendigerweise ein »Sein zum Tode« – nahezu alle Kurzgeschichten enden mit dem Tod der zentralen Akteure. Das Schema des auf eine Seite komprimierten Gags wird beibehalten, die Handlung nimmt dafür aber immer die schlimmstmögliche Wendung.
Zygmunt Bauman schreibt (in Tod, Unsterblichkeit und andere Lebensstrategien), die »Postmoderne« sei durch eine »Destruktion der Unsterblichkeit« charakterisiert: Sämtliche »modernen« Strategien zur ideellen Überwindung des Todes – z.B. im künstlerischen Werk – würden ihres Sinns entleert. Diese Destruktion führen Franquins Idées noires in aller Evidenz und Komik vor, indem der Tod hier vor allem diejenigen mit aller Härte bestraft, die durch ihren Einsatz für »Ideen« Unsterblichkeit anstreben: Der Weltraumfahrer wird durch die Bordtoilette ins All gesogen, der Fahrer der Tour de France wird von Vampiren gekidnappt, der General im Einsatz für das Vaterland vom Blitz erschlagen. Die Idées noires sind möglicherweise aus einer persönlichen Depression heraus entstanden, aber sie bezeichnen auch die Vergänglichkeit des Glaubens an unsterbliche Größe.
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