Der Mensch – eine Mischung aus Trieben, egoistischen (Selbsterhaltungs-)Motiven und dem Wunsch nach Zivilisation; ein Tier, das weiß, mit der richtigen Gabel zu essen. So jedenfalls zeigt sich die menschliche Natur nach Charlie Kaufman und Michel Gondry. In der Satire Human Nature von 2001 begutachten der Autor und der Regisseur die »Krone der Schöpfung« und holen sie mit Tarzan, Skinner, Rousseau und Freud vom Thron: Haare und Hormone – als Paradigmen des Triebhaften – werden per Laser und Elektroschocks unter Kontrolle gebracht, Natur wird durch Kultur ersetzt, nur eine vollbehaarte Idealistin versucht die Umerziehung zum Urwüchsigen.
Heute ist der französische Musikvideokünstler Gondry durch seine absurden Komödien wohlbekannt: Eternal Sunshine of the Spotless Mind, Science of Sleep und zuletzt Be Kind Rewind. Sein Debüt »Human Nature« kennen dagegen nur wenige. Gondry und Kaufman erzählen darin die skurrile Geschichte des Wissenschaftlers Nathan (Tim Robbins), der als Kind durch die übertriebene Knigge-Erziehung seiner Eltern traumatisiert wird. Als Erwachsener konditioniert er Mäuse, mit Besteck zu essen. Den Kontrast bildet Puff (Rhys Ifans), ein triebhafter Urwaldmensch, dessen Vater sich für einen Affen hielt und seinen Sohn in der Natur aufwachsen ließ. Ein Glücksfall für Nathan, der Puff in einen Glaskäfig sperrt und ihn mit Sprache, Umgangsformen und Literatur versorgt. Anfangs kann Puff noch nicht von Frauenpos lassen (rammelt im Restaurant karnickelgleich die Kellnerin), doch eine Elektroschocktherapie heilt ihn auch von dieser Neigung. Nathans Frau Lila (Patricia Arquette) indes, die immer unter extremer Körperbehaarung und Demütigung durch die »Kultivierten« litt, sieht in der Unterdrückung des Natürlichen ein Teufelswerk und will zurück zum Respekt gegenüber dem Leben wie es ist. Die Moral des Ganzen bleibt am Ende offen. Nur so viel: Die beiden Skinner-Mäuschen werden in die Natur entlassen, stehen am Ende aber am Wegesrand mit einem Tramper-Schild, Ziel: »New York«.