Ein Verbot ist eine doppelte Festlegung. Es bestimmt zugleich, was verboten und was erlaubt ist. Alle Verbotsschilder sind mit dieser Negativität behaftet: Sie zeigen, was es besser nicht geben soll. Damit stellen sie aber immer auch dar, was sie eigentlich verhindern wollen. Das Schild am Eingang eines nordafrikanischen Naturschutzgebiets fordert Respekt vor der Natur. Dafür zeigt es uns die Darstellung einer leicht unähnlichen Menschenfigur, die diese Achtung vermissen lässt. Geometrisch-kantig verkrümmt beugt sich die Gestalt zum Boden, um kugelförmige Gebilde an sich zu nehmen, offenbar Blumen, die sie in ihrer eigenen Hand zu einem kuriosen Strauß bindet.
Dem Verbotsschild geht es um die unversehrte Natur, aber die zeigt es nicht. Es kann sie nicht zeigen: Die vollständig geschützte Natur wäre, könnte man meinen, eine, an die kein Mensch Hand legen könnte. Was wir zu sehen bekommen, ist ihre Abwesenheit: negative Theologie der Natur. Deshalb wird hier allein der rein menschliche Akt des Übergriffs dargestellt und mit einem dicken roten Verbotsbalken sogleich energisch zurückgewiesen.
Zu sehen ist also mitten im Bild sehr viel Mensch und ganz am Rand sehr wenig Natur, zu der die Menschengestalt sich herabbeugen muss, um sie sich einzuverleiben. Gleichzeitig sehen sich aber Räuber und Raubgut erstaunlich ähnlich und scheinen aus dem gleichen kugelstrahligen Stoff zu sein. Es gibt im Bild nichts, was nicht auch menschenähnlich wäre; es gibt kein Bild von etwas ganz Anderem.
Damit tut sich eine andere Dimension auf: Das Problem ist vielleicht weniger die Anwesenheit des Menschen als solche – für wen sollte der Naturpark sonst auch da sein? Das Problem könnte die Anstrengung sein, mit der hier das nichtmenschliche Natürliche ergriffen und angeeignet wird. Mit der – für aufrecht stehende Menschen ja unbequemen – Querkrümmung gelingt hier ein schlüssiges, wenn auch etwas trauriges Bild für die Gier, noch das Entfernteste zum Eigenen zu erklären und buchstäblich nichts stehen lassen zu können. Und »Natur« ist hier kein heiles Ganzes, über das man schwärmerisch Auskunft geben könnte. Es ist etwas im Menschen selbst, nämlich sein menschliches Verhältnis zum nichtmenschlichen Anderen. Aber dieser Zusammenhang wird erst fühlbar und darstellbar, wenn er verloren gegangen ist.