Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #23: Ende und Anfang




EDITORIAL

 
Liebe Leserin, Lieber Leser


ENDE

 
Mark Fisher
»Zeit gibt es hier keine, jetzt nicht mehr.«
 
Lukas Zidella
Kontinuität und Wandel
Vom Ende des Endes der Geschichte
 
Stefan Willer
Verhinderte Zukunft
Sicherheit, Prävention, Imagination
 
Paula Diehl
News for the Masses
Massenmedien, Populismus, Rechtspopulismus
 
Thomas Schramme
Ende des Lebens
Die vertraute und völlig unbekannte Befassung mit dem Tod
 
Frederik R. Heinz
Das Ende der »politischen« Kunst
Warum uns die Kunst nicht retten kann
 
Interview Soh Bejeng Ndikung
»Privilegien verlernen«
 
Susann Neuenfeldt / Simon Strick
>OST<
Chris Cornell – Jonathan Demme – Jaki Liebezeit – George Romero – Clyde Stubblefield



ANFANG

 
Bertram Lomfeld
TATA!
Demokratische Utopien politischer Ă–konomie
 
 

Felix Heidenreich

Das Recht auf Hoffnung

und die Umverteilung des Optimismus


In seiner Rede zum Tag der Tag der Deutschen Einheit 2016 thematisierte Bundestagspräsident Norbert Lammert einen vermeintlichen Widerspruch: Während bei einer Meinungsumfrage 16.000 Befrage aus aller Welt – allesamt Eliten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung – Deutschland als »bestes Land« der Erde einstuften, positionierte die andernorts befragte Bevölkerung in Deutschland in einer Gallup-Umfrage, dem sogenannten »Glücksatlas«, das eigene Land auf Platz 46 von 138 – zwischen dem Senegal und Kenia. Diese Divergenz in den Wahrnehmungen ist auf den ersten Blick erstaunlich. Aber vielleicht kann man den Widerspruch mit einem zweiten Blick auflösen, indem man ihn als Ausdruck einer sozialen Spaltung interpretiert. Man müsste sich dann nicht mehr mit  Norbert Lammert wundern, sondern eher über ihn: Der deutsche Pessimismus mag übertrieben sein; unerklärbar ist er keineswegs.
 
Abstiegsängste und Untergangsvisionen
Norbert Lammerts Hinweis auf diese Spannung ist nicht nur als Indiz für Wahrnehmungsdifferenzen von Interesse. Es geht hier nicht nur deskriptiv um die Frage, wie sich Gesellschaften oder Teilgesellschaften ihre soziale Wirklichkeit konstruieren. Vielmehr lässt sich der Hinweis auch als Identifikation eines Desiderats begreifen: Wenn die breite Bevölkerung die eigene Lage so seltsam, ja objektiv unzutreffend – zwischen Kenia und Senegal – einstuft, wirft dies die Frage auf, was dagegen zu tun sei. Deutschland ist hier nur ein besonders sprechendes Beispiel für eine beinahe paneuropäische Misere. Denn wenn es heute noch etwas gibt, was Kontinentaleuropa zusammenhält, dann wohl düstere Zukunftsaussichten, Abstiegsängste, Untergangsvisionen.
 
Europa scheint, von Ausnahmen wie Norwegen oder Dänemark abgesehen, von einer geradezu erdrückenden Hoffnungslosigkeit belastet. Vor allem Deutschland und Frankreich ragen als Länder heraus, deren Bevölkerung mehrheitlich pessimistisch ist. Nicht nur die Umfragen zeigen, dass beispielsweise in Deutschland 55 Prozent der Menschen mit einer negativen Zukunft rechnen. Es gibt auch so etwas wie eine Stimmung, die sich in Bestsellern äußert, die den Niedergang beschreiben und analysieren. In Frankreich ist bekanntlich ein eigenes Buch- Genre entstanden, der sogenannte déclinisme; in Deutschland reüssieren Soziologen mit Erklärungsversuchen, die die Stimmung der Angst auf den Begriff bringen sollen. Das Maximalziel der kontinentaleuropäischen Mittelschichten mutet dann geradezu gnostisch an, wie die von Carl Schmitt formulierte Sehnsucht nach dem »Aufhalter«, dem Katechon: Den Niedergang wenigstens verlangsamen.
 
Arendt weiterdenken
Die Rede von einem Recht auf Hoffnung mag vor diesem Hintergrund befremdlich klingen. Von Hannah Arendt stammt die berühmte These, es gäbe nur ein wirkliches Menschenrecht, nämlich das Recht, Rechte zu haben. Mit dieser These wollte sie auf einen blinden Fleck in der Erklärung der universellen Menschenrechte hinweisen. Die Menschenrechte, so Arendts Diagnose, bleiben nämlich ein leeres Versprechen, wenn sie nicht durch eine faktische Macht geschützt werden. Es sind in der Regel die Nationalstaaten, die ihre Bürgerinnen und Bürger schützen und als Garanten von Menschenrechten auftreten können. Daher besteht das fundamentale Menschenrecht nach Arendt in einem Anspruch auf Staatsangehörigkeit; erst die Zugehörigkeit zu einem politischen Gemeinwesen erlaubt dann das Einklagen weiterer Rechte. Diese Analyse des komplexen Verhältnisses von Staatsangehörigkeit und Menschenrechten findet bei Arendt vor dem Hintergrund der historischen Erfahrung statt, dass es gerade Nationalstaaten sein können, die Menschenrechte auf fundamentale Weise verletzen. [...]


 
Peter Siller / Bertram Lomfeld
Ist es links? >Optimismus<
 
Ulrike Meyer
Eine neue europäische Identität?
Die Krise als Chance begreifen
 
Stefan Solleder
Wann fängt ein Anfang an?
Fluch und Segen von Zeitabschnitten in den Sozialwissenschaften
 
Dietmar Dath
D=B=K
Digitale Spuren aus „Venus siegt“



MEIN HALBES JAHR

 
Peter Siller
Mein halbes Jahr: ›Comic‹
100 Manga Artists – 75 Jahre DC Comics – Black Panther – Chrononauts – Corto Maltese – Essai – Geisel – Die Zeitmaschine – Ich habe … getötet – La Casa – Little Nemo – Martha & Alan – Melvile – New York – Old Man Logan – Paper Girls – Patience – Rach
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: ›Film‹
Oh happy Day – Fargo – In Zeiten des abnehmenden Lichts
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
Flying Lotus – Thundercat – Vulfpeck – Knower – Louis Cole – Suburban Lawns
 
Birthe MĂĽhlhoff
Mein halbes Jahr: >Literatur<
Fist – Kontrasexuelles Manifest – Future Sex



DAZWISCHEN

 
Peter Siller
Infrastructures matter!
FĂĽr einen neuen Anlauf in der Gerechtigkeitsdebatte



SCHÖNHEITEN

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