Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #23: Ende und Anfang




EDITORIAL

 
Liebe Leserin, Lieber Leser


ENDE

 
Mark Fisher
»Zeit gibt es hier keine, jetzt nicht mehr.«
 
 

Lukas Zidella

Kontinuität und Wandel

Vom Ende des Endes der Geschichte


Die Frage nach dem drohenden Ende internationaler Ordnungen gehört nicht erst seit der globalen Finanz- und den anschließenden Schuldenkrisen zum Repertoire gesellschaftlicher Diskurse; ausgelöst von atomaren Weltkriegsängsten, Ölpreisschocks, gescheiterten Militäreinsätzen oder terroristischen Anschlägen kehren Spekulationen über das Ende der liberalen westlichen Ordnung immer wieder zurück auf die Agenda politisch-intellektueller Debatten. Bedenkt man, dass unser kollektives Verständnis von Geschichte vom Denken in Epochen gekennzeichnet ist, überrascht einen das wenig: Kontinuität folgt Wandel folgt Kontinuität. Aus der Erkenntnis, dass die Geschichte niemals endet und internationale Ordnungen nicht ewig währen, speist sich chronisch das Nachdenken über Kontinuität und Wandel historisch mehr oder weniger stabiler internationaler Ordnungen.
 
Den Wandel verstehen
Die überwältigende Nachfrage nach Antworten auf die Frage nach dem Wandel ist von intellektuellen und akademischen Diskursen häufig nur eingeschränkt bedient worden. Insbesondere nach dem Ende des Kalten Krieges ist Wandel in westlichen Diskursen häufig vor allem als Fortschritt verstanden worden; von  Fukuyamas »Ende der Geschichte« über den »Siegeszug des Westens« zur Debatte um die Ausbreitung einer kosmopolitischen Weltgesellschaft – überall proliferierten Vorstellungen vom Wandel von Ordnungen als tendenziell progressivem Prozess. Aus dem Blickfeld geriet dabei die Auseinandersetzung mit dem mög­lichen Ende von Ordnungen. 
 
Beispielhaft hierfür ist der Umgang mit Problemen des Wandels in der interna­tionalen Politik. Traditionell nimmt hier der Krieg eine zentrale Rolle ein. Arbeiten wie Robert Gilpins »War and Change in International Politics« sehen in hegemonialen Kriege die notwendigen Katalysatoren fundamentaler Transformationen. Im Hinblick auf die epochalen Zäsuren der europäischen Geschichte – 1648, 1815, 1918, 1945 – erscheint das plausibel. Die historischen Momente, an denen neue inter­nationale Ordnungen geschaffen wurden, waren Friedenskonferenzen, welche die hegemonialen Kriege beendeten. Solch hegemoniale Kriege zwischen den (nuklear bewaffneten) mächtigsten Staaten erscheinen heute kaum noch vor­stellbar. Erstens haben sich die Zerstörungspotentiale industrialisierter Kriegsführung derart erhöht, dass eine (nukleare) Auseinandersetzung keinen Gewinner hervorbringen würde. Zweitens ist die militärische Überlegenheit der USA gegenüber dem Rest der Welt inzwischen so ausgeprägt, dass für potentielle Gegner wenn überhaupt asymmetrische Auseinandersetzungen in Frage kommen. Für manche Theoretiker hatte sich der Wandel internationaler Ordnung damit abgeschafft: Angesichts der militärischen Überlegenheit der USA sowie der institutionellen Verankerung der liberalen westlichen Ordnung erschien das Ende derselben schlichtweg unvorstellbar. [...]


 
Stefan Willer
Verhinderte Zukunft
Sicherheit, Prävention, Imagination
 
Paula Diehl
News for the Masses
Massenmedien, Populismus, Rechtspopulismus
 
Thomas Schramme
Ende des Lebens
Die vertraute und völlig unbekannte Befassung mit dem Tod
 
Frederik R. Heinz
Das Ende der »politischen« Kunst
Warum uns die Kunst nicht retten kann
 
Interview Soh Bejeng Ndikung
»Privilegien verlernen«
 
Susann Neuenfeldt / Simon Strick
>OST<
Chris Cornell – Jonathan Demme – Jaki Liebezeit – George Romero – Clyde Stubblefield



ANFANG

 
Bertram Lomfeld
TATA!
Demokratische Utopien politischer Ökonomie
 
Felix Heidenreich
Das Recht auf Hoffnung
und die Umverteilung des Optimismus
 
Peter Siller / Bertram Lomfeld
Ist es links? >Optimismus<
 
Ulrike Meyer
Eine neue europäische Identität?
Die Krise als Chance begreifen
 
Stefan Solleder
Wann fängt ein Anfang an?
Fluch und Segen von Zeitabschnitten in den Sozialwissenschaften
 
Dietmar Dath
D=B=K
Digitale Spuren aus „Venus siegt“



MEIN HALBES JAHR

 
Peter Siller
Mein halbes Jahr: ›Comic‹
100 Manga Artists – 75 Jahre DC Comics – Black Panther – Chrononauts – Corto Maltese – Essai – Geisel – Die Zeitmaschine – Ich habe … getötet – La Casa – Little Nemo – Martha & Alan – Melvile – New York – Old Man Logan – Paper Girls – Patience – Rach
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: ›Film‹
Oh happy Day – Fargo – In Zeiten des abnehmenden Lichts
 
Johannes von Weizsäcker
Mein halbes Jahr: >Musik<
Flying Lotus – Thundercat – Vulfpeck – Knower – Louis Cole – Suburban Lawns
 
Birthe Mühlhoff
Mein halbes Jahr: >Literatur<
Fist – Kontrasexuelles Manifest – Future Sex



DAZWISCHEN

 
Peter Siller
Infrastructures matter!
Für einen neuen Anlauf in der Gerechtigkeitsdebatte



SCHÖNHEITEN

 
Ann-Charlotte Günzel
Sorry
Soulmate statt Threesome: JAY-Zs Neuanfang 4:44
 
Anna Sailer
Schweres Beben
Schleichende Kontaminierung: Matthieu Asselins fotografische Untersuchung Monsanto
 
Elias Kreuzmair
Dazwischen
Weder Anfang noch Ende: Terézia Moras Das Ungeheuer
 
Patrick Thor
Neues Denken
Zeitlos: Ernst Jandls künstlicher Baum der Erkenntnis
 
Christoph Raiser
Und dann Bämm
Letztes Aufbäumen: Dave Grohls Schlagzeugeinsatz bei Smells Like Teen Spirit
 
Michael Eggers
Abstraktion als Rettung
Mutter aller Dystopien: Samuel Becketts Endspiel
 
Bertram Lomfeld
Die Kunst der Fuge
Kommunikative Evolution: Luhmanns Gesellschaft der Gesellschaft
 
Malin Nagel
Jenseits des Menschen
Vitalistischer Materialismus: Rosi Braidottis ­Posthumanismus
 
Birthe Mühlhoff
Hallooo!
Begrüßung und Beschwörung: David Lynchs Twin Peaks: The Return


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