Ernst Jandls Wort-Texturen zeigen viel mehr als sie sagen. Sie sind zeitlos und unprätentiös wie ein Finger, der himmelwärts auf x-beliebige Wolken zeigt, um uns die Fülle aller möglichen (Un)Wetterlagen zu bedeuten. Vieles bleibt offen. Und schafft so Raum für neues Überlegen …Zum Beispiel fordert das Gedicht what you can do without vowels performativ zu Schlussfolgerungen über die Frage auf, welche Vokale hier dem offensichtlich englischen Wortmaterial fehlen: »kss / fck / lck / sck / pss / sht«. Neben dem Kichern legt dieser Witz noch etwas Anderes frei: Das pure Material der Konsonanten verweist auf das, was wir ohne andere Zeichen – sprich »without vowels« – sagen oder vielmehr nicht sagen könnten. Ohne Überschrift und ohne das Mitdenken der suspendierten Vokale ließe sich hier kaum auf Bedeutsames schließen. Nun redet Jandls Titel aber nicht von Worten, sondern vom Tun (»can do«). Er meint also nicht die Arbitrarität der Sprachlaute, sondern zeigt uns ex negativo, dass zwischen gewahrtem Phänomen (»pss«) und gewahrendem Verstand stets eine Aktivität, ein ordnendes Zeichen-Handeln passieren muss: »pss« + do-with-vowels = ›piss‹. Ohne einer ständig sich aktualisierenden logischen Verknüpfung würden wir weder ›küssen‹ (»kss«) noch ›scheißen‹ (»sht«) – ein Jedes hieße uns ›Nichts‹.
Der Sinn der Dinge versteckt sich also nicht in ihrer Bedeutung, sondern allein in der Sinn-Haftigkeit des sie immer aufs Neue (ein)ordnenden Systems: Jeder Satz als Fortschreibung der ihm immanenten Denkungsweise, als Startpunkt für denkendes Tun. Treffenderweise findet sich Jandls Text in einer Sammlung mit dem Namen Der künstliche Baum – denn aus der Wurzel des Erkenntnisbaumes formt unser Stamm eine prächtige Pflanze: Alles, was uns blüht, sprießt im Schatten eines zeichenhaften Schaffens.