Eine Enthüllung über Monsanto würde kein schweres Beben auslösen, wie noch die illegal entsorgten Chemieabfälle in Jonathan Franzens 1992 erschienenem Strong Motion, welche die tektonischen Platten in Bewegung versetzen und die instabile Basis erschüttern, auf der die amerikanische Familie und Gesellschaft des mittleren Westens gründet. Das Fortschreiten der Umweltkatastrophe und ihrer Aufzeichnung steht jedoch hier wie im Fall Monsanto in keinem Verhältnis zu den postapokalyptischen Szenarien, welche ihren Anfang aus dem Ende, zumeist des vernichteten Planeten, nehmen. Hier wie dort handelt es sich eher um eine schleichende Kontaminierung. Die, so zeigt es uns Matthieu Asselins »Fotografische Untersuchung«, im Fall Monsanto auf einem gezielten Streuen von falschen Fakten beruht und der bravourös beherrschten Werbeklaviatur der 1950er und 60er Jahre. Die Ausstellung gibt eine aufschlussreiche Antwort, wie sich Kunst mit diesem Fall befassen kann. Es ist die vollkommen gleichberechtigte Art und Weise, wie Fotografien und Archivalien behandelt werden, eine Egalität der Bilder, in welcher nicht mehr das eine zeigt und das andere erläutert. So kann umso klarer hervortreten, was es bedeutet, das Walt Disney und Tomorrowland an der Ursprungsgeschichte des Chemiekonzerns mitgewirkt und sein utopisches Fortschrittspotenzial in Bilder übersetzt hat.
In Werbefilmen und auf Plakaten werden alle ideologischen Register der Zeit gezogen und es wird deutlich, wie sich das Unternehmen in der Nachkriegszeit auf die Agrarchemie ausgerichtet hat. Handgeschriebene Postkarten, die einen Sonntagsausflug zum Unternehmensgelände der Zukunft preisen, finden sich in gleicher Weise angeordnet wie Zeugnisse der verheerenden Auswirkungen von Agent Orange oder genmanipuliertem Saatgut: Porträts der Opfer der zweiten Generation in Vietnam, aber auch der Kinder der Soldaten, die das Gift gespritzt haben und ihm selbst zum Opfer fielen; Porträts von Landwirten, die in den juristischen Fallstricken gefangen sind, welche der Vertrag über die Verwendung der resistenten und zugleich unfruchtbaren Samen mit sich bringt. Die Postapokalypse ist hier bescheiden wie beharrlich.