Jutta Person
Teufel, komm raus
Späße mit dem Übersinnlichen: Georg Kleins Roman
»Sünde Güte Blitz«
Wer aufräumt mit dem Jenseitigen, hat Gott, die Religion und all den Kram endlich vom Hals. Andererseits fehlen dann auch: Dämonen, Aliens, Poltergeister, das ganze Nachtschattenpersonal, ohne das die Welt vielleicht sauberer, dafür aber deutlich langweiliger ausfiele. Georg Klein ist da betont ungründlich. In seinem Roman wimmelt es von Kreaturen mit übersinnlichen Spezialbegabungen.
Wir befinden uns in Görlitz, in der Praxis der Ärzte Dr. Schwartz & Dr. Weiss. Dort geht es nicht mit rechten Dingen zu: Dr. Weiss verwandelt die Greisinnen der Stadt in Fitness-Monstren, und das gelingt ihm, weil er einen fiesen Zaubergnom besitzt, den er (Männertraum) selbst geboren hat, ziegen-ähnliches Kopfhaar inklusive. Rettung verspricht Immanuel, ein sexy Außerirdischer, der den Zwerg irgendwie unschädlich machen soll. Erzählerisch überwacht wird das Ganze von wahnsinnig onkeligen Aliens, die auf die Menschen herabschauen, als ob Alfred Brehm seine Lieblingshamsterrasse vorführte – schöner hat man die Zentralperspektive und alles, was metaphysisch dranhängt, selten implodieren sehen.
Zwischen Spiritismus und Elektrizität war um 1800 noch keine klare Grenze gezogen, und Georg Klein nutzt diese unsaubere Frühgeschichte der modernen Physik und Medizin dazu, jede Menge Kunstblitze und Knalleffekte in die Geschichte einzustreuen: Faradays Blitzableiter taucht ebenso auf wie der tierische Magnetismus des Arzt-Wunderheilers Franz Anton Mesmer. Der Altherren-Slang und die Moralbomben im Titel könnten dazu verleiten, Georg Klein für eine Art Gottfried-Benn-Onkel zu halten. Aber das wäre ganz falsch, denn die Stimmen-Imitation ist ein fester Bestandteil in diesem Zauberkasten. »Sünde Güte Blitz« ist ein sehr lustiges, sehr maliziöses Buch, das auf Elektro-Fetischismus und Schwarzlichtmagie setzt. Und auf dem Nachttisch vor sich hin leuchtet.
Georg Klein, Sünde Güte Blitz, Rowohlt 2007, 190 Seiten