Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #1: Politisierung



EDITORIAL

 
Peter Siller, Bertram Keller
Editorial



AUFKLÄRUNG

 
Peter Siller / Arnd Pollmann
Anstiftung zum Uncoolsein
Warum Politisierung Not tut
 
Barbara Gärtner
Das Gehirn ist nur ein Platzhalter
Die Bürgerkonferenz ''Meeting of Minds''
 
 

Der wahre Text: 'Strategen Reden'

Neue Berliner Sprachkritik


Montag morgen, 9 Uhr. Ein deutscher Parteivorstand.

>>Guten Morgen liebe Leute, also wer da am Wochenende wieder in der Presse alles sein Süppchen gekocht hat, das ist ja wohl der Super-GAU. Ich will mal das eine fragen: was is'n da die Botschaft? Die Botschaft ist doch, liebe Leute, ihr könnt herumjammern so viel ihr wollt, wir haben die Weisheit mit Löffeln gefressen! Das ist doch ein gefundenes Fressen für die Journaille!

>> Also ich finde, wir sind in der Angelegenheit sehr gut aufgestellt. Wir dürfen jetzt nur nicht den Fehler machen, uns in Sicherheit zu wiegen. Wir müssen ein weiteres Signal setzen, sonst fällt uns die Sache auf die Füße!

>> Aber ich bitte Euch, wir können doch nicht jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treiben! Ich kann nur davor warnen, jetzt mit irgendwelchen Schnellschüssen die Pferde scheu zu machen.

>> Was Ihr da machst, das ist doch Politik nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass! Wenn du den Karren unbedingt vor die Wand fahren willst: nur zu! Dabei war schon alles längst in trockenen Tüchern! Wir dürfen uns jetzt keinen schlanken Fuß machen! Nachher heißt es wieder, als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet.

>> Wir tun uns keinen Gefallen mit dieser Debatte. Ich bitte Dich wirklich, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Du lebst doch in Wolkenkuckucksheim! Ich kann dir nur sagen, wir kriegen ein Riesenproblem, wenn wir uns jetzt aus der Verantwortung stehlen und so tun, als hätten wir mit alldem nichts zu tun gehabt. Da laufen wir doch der Opposition ins offene Messer.

>> Also ich bin da völlig seiner Meinung, das ist doch vermintes Gelände! Ich würde mir wünschen dass wir das Thema anders anpacken! Wir sind da noch nicht sprechfähig. Wir müssen am Wording arbeiten, wir brauchen da zeitnah eine klare Botschaft!

>> Eins ist klar, wir können das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist! Vorschlag zur Güte: Wir dürfen den Leuten jetzt nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Wir müssen zeigen: wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Nur dann können wir den Stein ins Rollen bringen. Man kann jetzt nicht ein Fass nach dem anderen aufmachen und sich dann wundern, dass es Heulen und Zähneklappern gibt. Andersrum wird'n Schuh draus!

>> Also liiieebe leude! Jetzed oimal a sach undr ons: S'isch ja wunderschee, wennns wieder hoist: Papa Staat wird's scho richda ond mir verdoila ond verdoila ond fraged nie a mal wo dr Zaschter herkommt, ond irgedwonn isch des G'schrei wieder groß, wennns Defizid explodiert. I sag hier scho mal frühzaidig, dass dess frühzaidig klar isch, so wie dieser haushald jetzed zossame gezimmerd isch, so schdimm I da jedenfalls nicht zu! Der wird ons um die Ohra fliega, Leude. Laasd euch dess gsagd soi!

>>Okay. Ich weiß nicht, ob das so zielführend ist, sich jetzt hier zu verrennen. Ich würde jedenfalls keinem raten, jetzt auf Bäume zu klettern, von denen er nie wieder runter kommt! Ich kann nur sagen: Wir dürfen jetzt keine Rolle rückwärts machen!

>>Aber bitte, es kann ja wohl nicht sein, dass wir uns da positionieren und die AK's sich positionieren und das BMWA und das BMVEL mit dem BMVBW und dem BMFSFJ in die Abstimmung gehen und dann das BMF die Hosen runter lässt und wir steh'n im Regen! Da müssen wir auch strategisch ein Stück weit dagegenhalten.

>>Ach, das ist doch bloß alter Wein in neuen Schläuchen! Ihr solltet nicht den Botschafter für die Botschaft verantwortlich machen! Wem ist denn jetzt damit geholfen, wenn alle wieder ihren Stiefel durchziehen und dann haben noch Krethi und Plethi was dazu zu sagen und am Ende heißt es wieder, bei uns weiß die rechte Hand nicht was die linke tut. Und damit da in die Debatte kein falscher Zungenschlag reinkommt: Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn uns jetzt nicht an die Spitze der Bewegung setzen! Wir haben da eine schlagkräftige Truppe. Die kriegen das schon gestemmt! Ich glaube wir sind uns einig: Die Sache ist politisch mausetot.

(Gesammelt und dokumentiert von Neue Berliner Sprachkritik)



 
Rudolf Speth
Miese Expertise
Von Think Tanks, Consultants und anderen Ãœbeln
 
Bertram Keller
''Ich bin ein großer Fan des Staates''
Interview mit Martti Koskenniemi
 
Raul Zelik
Aufbegehren, Krieg, Staatlichkeit
Zwei Exempel aus Lateinamerika
 
Klaas Glenewinkel / Anja Wollenberg
Die Wanderung des UKW-Dialers
Zur Mediensituation im Irak
 
Robert Misik
Jetzt sauf ma uns an
Kultur als Standort- und Störfaktor
 
Simon Rothöhler
Keine Heimat an den Rändern
Vom Standortvorteil des Films an der Peripherie
 
Michael Eggers / Sebastian Richter
Reality bites
Die neue Dokumentarkunst
 
Aram Lintzel
Sinncontainer: 'Integration'



ANSTIFTUNG

Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung.



LEIDENSCHAFT

 
Ralph Obermauer
Leidenschaft und Gremienterror
Vom Nutzen und Nachteil ''der Politik'' für ''das Leben''
 
Jan Engelmann
Rudis Stimme, Edes Gang
Eine Erregung
 
Felix Klopotek
Das kommt wieder
Vom Gitarrenklimpern zur Aufregungsmaschinerie
 
Julia Roth
Sie wollen uns erzählen
Ãœber Texte, die gerne ''wir'' sagen
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: Raus aus dem Tulpenfeld
 
Jan Engelmann / Michael Eggers
''Bloß machen darf man nichts''
Interview mit Dietmar Dath



SCHÖNHEITEN

Diese Seite steht zur Zeit nicht zur Verfügung.


nach oben