Montag morgen, 9 Uhr. Ein deutscher Parteivorstand.
>>Guten Morgen liebe Leute, also wer da am Wochenende wieder in der Presse alles sein Süppchen gekocht hat, das ist ja wohl der Super-GAU. Ich will mal das eine fragen: was is'n da die Botschaft? Die Botschaft ist doch, liebe Leute, ihr könnt herumjammern so viel ihr wollt, wir haben die Weisheit mit Löffeln gefressen! Das ist doch ein gefundenes Fressen für die Journaille!
>> Also ich finde, wir sind in der Angelegenheit sehr gut aufgestellt. Wir dürfen jetzt nur nicht den Fehler machen, uns in Sicherheit zu wiegen. Wir müssen ein weiteres Signal setzen, sonst fällt uns die Sache auf die Füße!
>> Aber ich bitte Euch, wir können doch nicht jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treiben! Ich kann nur davor warnen, jetzt mit irgendwelchen Schnellschüssen die Pferde scheu zu machen.
>> Was Ihr da machst, das ist doch Politik nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass! Wenn du den Karren unbedingt vor die Wand fahren willst: nur zu! Dabei war schon alles längst in trockenen Tüchern! Wir dürfen uns jetzt keinen schlanken Fuß machen! Nachher heißt es wieder, als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet.
>> Wir tun uns keinen Gefallen mit dieser Debatte. Ich bitte Dich wirklich, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Du lebst doch in Wolkenkuckucksheim! Ich kann dir nur sagen, wir kriegen ein Riesenproblem, wenn wir uns jetzt aus der Verantwortung stehlen und so tun, als hätten wir mit alldem nichts zu tun gehabt. Da laufen wir doch der Opposition ins offene Messer.>> Also ich bin da völlig seiner Meinung, das ist doch vermintes Gelände! Ich würde mir wünschen dass wir das Thema anders anpacken! Wir sind da noch nicht sprechfähig. Wir müssen am Wording arbeiten, wir brauchen da zeitnah eine klare Botschaft!
>> Eins ist klar, wir können das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist! Vorschlag zur Güte: Wir dürfen den Leuten jetzt nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Wir müssen zeigen: wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Nur dann können wir den Stein ins Rollen bringen. Man kann jetzt nicht ein Fass nach dem anderen aufmachen und sich dann wundern, dass es Heulen und Zähneklappern gibt. Andersrum wird'n Schuh draus!
>> Also liiieebe leude! Jetzed oimal a sach undr ons: S'isch ja wunderschee, wennns wieder hoist: Papa Staat wird's scho richda ond mir verdoila ond verdoila ond fraged nie a mal wo dr Zaschter herkommt, ond irgedwonn isch des G'schrei wieder groß, wennns Defizid explodiert. I sag hier scho mal frühzaidig, dass dess frühzaidig klar isch, so wie dieser haushald jetzed zossame gezimmerd isch, so schdimm I da jedenfalls nicht zu! Der wird ons um die Ohra fliega, Leude. Laasd euch dess gsagd soi!
>>Okay. Ich weiß nicht, ob das so zielführend ist, sich jetzt hier zu verrennen. Ich würde jedenfalls keinem raten, jetzt auf Bäume zu klettern, von denen er nie wieder runter kommt! Ich kann nur sagen: Wir dürfen jetzt keine Rolle rückwärts machen!
>>Aber bitte, es kann ja wohl nicht sein, dass wir uns da positionieren und die AK's sich positionieren und das BMWA und das BMVEL mit dem BMVBW und dem BMFSFJ in die Abstimmung gehen und dann das BMF die Hosen runter lässt und wir steh'n im Regen! Da müssen wir auch strategisch ein Stück weit dagegenhalten.
>>Ach, das ist doch bloß alter Wein in neuen Schläuchen! Ihr solltet nicht den Botschafter für die Botschaft verantwortlich machen! Wem ist denn jetzt damit geholfen, wenn alle wieder ihren Stiefel durchziehen und dann haben noch Krethi und Plethi was dazu zu sagen und am Ende heißt es wieder, bei uns weiß die rechte Hand nicht was die linke tut. Und damit da in die Debatte kein falscher Zungenschlag reinkommt: Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn uns jetzt nicht an die Spitze der Bewegung setzen! Wir haben da eine schlagkräftige Truppe. Die kriegen das schon gestemmt! Ich glaube wir sind uns einig: Die Sache ist politisch mausetot.
(Gesammelt und dokumentiert von Neue Berliner Sprachkritik)