Der Ausrutscher ist, so steckt es ja bereits im Wort, ein Schritt, will sagen: eine körperliche Leistung – nur leider hat sie nicht den erwünschten Effekt und geht in die falsche Richtung oder schlicht schief. Dieser unerwünschte Zusammenhang zwischen Ursache und Resultat ruft in vielen Fällen unweigerlich Schadenfreude auf den Plan, diese alte Freundin der Menschheit.
Dass aber auch ein Ausrutscher nicht nur vergeudete Kraft sein kann, sondern vielmehr in andere, möglicherweise wesentlich produktivere Bahnen gelenkte Leistung, beweist uns Gaston Lagaffe, zu deutsch Gaston Ausrutscher, der Held des belgischen Comic-Zeichners André Franquin. Gaston ist – wie es auf den Heftrücken heißt – Mädchen für alles in einer Comic-Redaktion, und das ist an sich schon eine recht erstaunliche Bezeichnung, da es wohl kaum noch Arbeitsstellen gibt, die eine so weit gefasste Definition des Arbeitsfeldes haben. Viel erstaunlicher und erhebender aber ist, dass Gaston seine Leserinnen und Leser dazu anstiftet, ihre Leistungen eben gerade nicht der Arbeitsgesellschaft zur Verfügung zu stellen, sondern dem Erfindungsgeist und der Fantasie. Was Gaston auch anfasst – ob es die Leserbriefe der letzten drei Monate sind, der Feudel für den Redaktionsflur oder aber Lebensmittel jeglicher Art – er findet immer einen Weg, aus diesen Utensilien etwas Unerwartetes zu machen. Unvergessen zum Beispiel sein Pfannkuchenteig, der zum Mörtel umfunktioniert wird, oder seine Höhle im Leserbriefberg.
Gewiss, die Schadenfreude ist auch ein Teil der Geschichten um Gaston, etwa wenn zum tausendsten Mal die Vertragsunterzeichnung zwischen Gastons Chef und dem etwas windig anmutenden Kapitalisten Bruchmüller misslingt. Aber die Schadenfreude richtet sich dabei nur gegen die, die im Sinn der Produktion viel schaffen wollen und damit auf die Nase fallen. Denn der wahre Held ist und bleibt Gaston, ein Höchstleister ohne Arbeitsleistung, ein Dienstleister am Erfindungsgeist und einer der wenigen Helden, die der organisierten Faulheit Vorschub leisten.