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polar #8: Unterm Strich



EDITORIAL

 
Peter Siller, Bertram Keller
Editorial



PRÄMIE

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PHANTOM

 
Stefan Gosepath
Anstrengung und Markt
Der Widerspruch der Leistungsgerechtigkeit
 
 

Ist es links? >Leistungsgerechtigkeit<


Wer nicht verdient, was er verdient, wird ausgebeutet. Als Kritikerin oder Kritiker der Ausbeutung steht man traditionell links. Allerdings wird das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit heute immer häufiger von konservativen oder auch marktradikalen Kräften propagiert. Und dabei wird fast immer ein irriger Umkehrschluss gezogen: Man behauptet vorschnell, dass diejenigen, die mehr Geld verdienen, deshalb automatisch auch mehr leisten würden. So als sei das hohe Gehalt dieser Besserverdienenden bereits ein Beweis für deren Tatkraft. Das ist aber keineswegs notwendig, ja, nicht einmal oft und schon gar nicht in der Größenordnung der Fall, in der manche Besserverdienende vollends unverhältnismäßig von den herrschenden Arbeitsverhältnissen profitieren. Oder will ernsthaft jemand behaupten, dass ein Manager wesentlich mehr schuftet als ein Maschinenarbeiter oder dass eine Chefärztin härter arbeitet als eine Krankenschwester? Arnd Pollmann

In unserer Gesellschaft existiert ein tief sitzendes Bedürfnis nach Leistungsanerkennung. Deshalb ist die Akzeptanz unserer Sozialsysteme auch abhängig davon, ob es bei deren Finanzierung sowie bei den Transferzahlungen leistungsgerecht zugeht. Jedoch: Die Perspektive des Betrachters entscheidet darüber, was als leistungsgerecht wahrgenommen wird. Beispielsweise ist es aus Sicht der Empfänger von Arbeitslosengeld I leis¬tungsgerecht, wenn sich die Sozialtransfers an Höhe und Dauer der zuvor individuell eingezahlten Beiträge bemessen. Hingegen empfinden die derzeitigen Beitragszahler das System tendenziell dann als leistungsgerecht, wenn das Beitragsniveau niedrig bleibt und die Transferempfänger überdies Anreize erhalten, um auf dem Arbeitsmarkt bald selbst wieder Leistung zu erbringen. Folglich ist Leistungsgerechtigkeit kein objektiver Maßstab, sondern im besten Fall entsteht sie in einem gesellschaftlichen Diskus¬sionsprozess, bei dem Gruppeninteressen eine wichtige Rolle spielen. Michael Miebach

Leistung lässt sich sehr unterschiedlich definieren und wird auch sehr unterschiedlich verstanden: als Kraftaufwand, als intellektueller Aufwand, aber auch als bloßes Erreichen eines bestimmten Ergebnisses. Leistung, die individuelle oder gesellschaftliche Anerkennung verdient, kann sich nicht auf den einfachen Output beziehen, sondern muss die Ausgangsbedingungen mitdenken. Was sich für den einen fast mühelos bewerkstelligen lässt, ist für den anderen – wenn überhaupt – nur unter großer Anstrengung zu erreichen. Wie man diese Ausgangsbedingungen fröhlich außer Acht lässt, haben Westerwelle und Lafontaine im Bundestagswahlkampf vorgemacht, die beide den »ehrlichen Einzahler« beschworen, der um die Früchte seiner Arbeit gebracht werde. Den Leistungsbegriff deshalb aus der politischen Arena verbannen? Nein. So fatal ein falsch angelegter, überzogener Leistungsbegriff ist, so falsch wäre es, nicht das zu befördern, was Menschen nach Freiräumung der Blockaden leisten können und wollen. Ausschluss und Unterforderung sind ebenfalls Ausdruck mangelnder Anerkennung. »Wir da oben, ihr da unten« ist das Ergebnis. Peter Siller



 
Ralf Obermauer
Minderleister der Legitimation
Die rätselhafte Kraft der Leistungsrede in der politischen Arena
 
Walter Pfannkuche
Jenseits von Neid und Habgier
Wie wir uns überzeugen können, dass wir verdienen, was wir verdienen
 
Michael Miebach
Schwitzen und Denken
Die Notwendigkeit eines positiven Leistungsbegriffs fĂĽr die SPD
 
Christian Neuhäuser
Gestatten: Elite?
Eine Inspektion der Leistungsmisere
 
Patrick Bahners
Haltung muss sich wieder lohnen
Guttenberg im Wahlkampf
 
Interview Martin Lindner
»Das gehört tatsächlich alles dazu«
 
Claus-Martin Gaul
Die Linke und die Leistungsträger
Oppositionspolitik in der Umverteilungsfalle
 
Hannes Grassegger/Lukas RĂĽhli
Leistung oder Marktwert?
Wir jagen ein Phantom
 
Michael Hartmann
Die Auserwählten
Auswahlverfahren an amerikanischen Elite-Universitäten
 
Franziska Stoltze/Lucas Guttenberg/Sebastian Kraus
Am Rande des Wahnsinns
Vom Leistungsbegriff an sogenannten Elite-Hochschulen
 
Christoph Raiser
Mein halbes Jahr: >Musik<
Le Chevalier de Rinchy – AU – Girl Talk
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Defamation – A serious Man – Up in the Air – Scarlett Street – Zweiohrküken
 
Alban Lefranc
Mein halbes Jahr: >Literatur<
Samuel Beckett – Alfred Döblin – Olivier Le Lay



PILLE

 
Thomas Biebricher
Mit Gott kann ich alles erreichen
Religion als Technik der Leistungssteigerung
 
Michael Gamper
Agenten des Unauffälligen
Zur Genealogie der Dopingmoral
 
Greta Wagner
Leistung aus Leidenschaft
Zum sozialen Umgang mit Cognitive Enhancement
 
Ilja Braun
Schleichende Enteignung?
Zum Schutz journalistischer und verlegerischer Leistung
 
Urich Bröckling
Sinncontainer: >Exzellenz<
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Karthago/Hallo Rom: >Mangelwirtschaft<
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Leistungsgrenze<



SCHÖNHEITEN

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