Es hängt Wäsche zum Trocknen aus, flatternd im Wind, den man nicht hört. Katzen gähnen. Spiegelnde Wasserlichtspiele auf einem Schiffs¬kiel, um den sich ein Fischschwarm tummelt. Ein Fischer, der behutsam seine Netze flickt. Eine Stadt in unbestimmter Wartestellung.
In Werner Herzogs erstem längerem Spielfilm »Lebenszeichen« sind drei vom Kriegsdienst freigestellte Soldaten beauftragt, auf einer griechischen Insel das Munitionsdepot eines Kastells zu bewachen. Keine große Aufgabe, denn »es gab nur Frieden dort«. Es gilt das Ende des Krieges abzuwarten, der irgendwo anders tobt. Viel Zeit also, die wenige Aufgaben bereitstellt.
Erdbeben haben auf der Insel antike Trümmerfelder freigelegt. Hieroglyphen, dicht zusammengeschrieben auf einem Stein, ähneln mehr dem Wimmeln der Ameisen denn einer lesbaren Schrift. Überhaupt krabbelt es überall. Wie die Kakerlaken, die zu fangen die Zeit vertreibt. Unüberhörbar wird der Lärm der Zikaden, immer blendender das Licht um die schweren Mauern. In den beiläufigen Gesprächen der Kameraden wird die Klarheit der Stimmen mehr und mehr Teil der kargen Umgebung, verliert sich zwischen den Sträuchern im Wind.
All das versetzt Stroszek, einen der drei Kameraden, zusehends in Unruhe. »Nun da ich sprechen kann, was soll ich sagen?«, fragt ein kleiner Junge am Hafen und Stroszek schreckt auf. Was tun? Selbst das Klavierspiel führt nicht weiter, bezeugt ein Pianist, in dem man im Grunde auch nur seinen Fingern nachrennt. Was bleibt, ist auf einem Seil zu tanzen, die Stadt zu verhöhnen oder sich mit selbst gebauten Feuerwerkskörpern gegen den Lauf der Sonne aufzulehnen. Stroszek verbarrikadiert sich allein im Kastell und fordert mit seinen Raketen zum Gefecht. Sprühende, zischende Lebenszeichen gegen eine ruhig daliegende Stadt.