»Unterm Strich zähl ich«. Die Rechnung der Postbank ist aufgestellt, die Illusion in altbekannter Weise genährt, fünf sich rotschön öffnende Münder sprechen beglückt ihr ich. Ihr in Rechnung gestelltes, zumal nicht nur darin aufgehendes, sondern standhaft im Ergebnis zu sich kommendes. Wenn an anderen Schauplätzen geschrieben wird, um die Fläche weiß zu halten, von Zuschreibungen, Berechnungen, Antworten und produzierten Wünschen entgleitet das Ich. Wird ein Wir. Ein Name, der sich umschreibt, wird schwierig und nie zugleich erfassbares Doppel und Einzel der Personagen. In den jeweils in Abständen publizierten Teilen der verstörend schönen Trilogie Das große Heft, Der Beweis, Die dritte Lüge von Agota Kristof entzieht sich das schreibende Ich, das Wir des Heftes, das aus der immer unmöglichen Einführung der Buchdeckel dem Leser als zwei Brüder, Zwillinge, zu Beginn noch greifbar erscheint. Das Heft ist aufgeteilt durch Überschriften, dessen elfte »Der Kauf des Papiers, des Hefts und der Bleistifte« und die zwölfte »Unsere Studien« erst alle vorherigen Abschnitte als Einträge in das selbige fügt. Die Regel des Schreibens ist streng: »Der Aufsatz muss wahr sein. Wir müssen beschreiben, was wir sehen, was wir hören, was wir machen«. Es scheint ein unbedingtes Verschreiben an die Tatsachen zu sein und darin eine Auslöschung von Subjektivität die dann relativiert, wenn das gleiche einem zweiten anders erscheint. Doch verändert sich die Handlung des ersten Teils unter dem Blickwinkel der folgenden. Der eine Bruder, Lucas, als staatenloser unter dem Namen Claus in dem Land jenseits der Grenze aufgenommen, kehrt in dem dritten Teil zurück um den Bruder zu suchen: Klaus, mit dem er nie zusammengelebt hat. Der dritte Teil gibt das Heft als die Erfindung eines gemeinsamen Lebens zu lesen, als eine Möglichkeit der Einsamkeit zu entfliehen. Die Hefteinträge sind die ersten Lügen, »Geschichten, die nicht wahr sind, aber wahr sein können.« Es ist unmöglich, die Wahrheit des dritten Teils in Rechnung zu stellen, aufzurechnen mit den Einträgen in dem Heft. Der Offizier glaubt nicht, dass die Suche nach einem, in keinem Stadtarchiv auftauchenden Bruder verrückt ist: »Nein, ich glaube nur, dass sie die Wirklichkeit mit der Literatur verwechseln. Mit ihrer Literatur.« |