Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #13: Aufstand




EDITORIAL

 
Editorial
Peter Siller, Bertram Keller



AUSGEBLIEBEN

 
Sebastian Dörfler
An die Arbeit
Warum sich Bartleby selbst abschaffen müsste
 
Micha Brumlik
Aufstand nach Nirgendwo
Vom Missverständnis des Politischen
 
Thomas Biebricher/Marina Martinez Mateo
Die Paradoxie des Intellektuellen
Wissenschaft und öffentliche Intervention
 
Interview Jodi Dean
»Endlich wieder ›wir‹ sagen«
 
Julian Bank
Goliath stolpert, David schläft
Aufstand, soziale Bewegungen und Zeitlichkeit
 
Petra Hauffe/Judith Karcher
Der ausbleibende Aufstand
Von der selbstverschuldeten Unmündigkeit in der Finanzkrise
 
Tobias Peter
Nutzlos, sich zu erheben?
Über parasitären Widerstand
 
Arnd Pollmann/Thomas Biebricher/Stefan Huster/Peter Siller
Ist es links? >Negation<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Terror, Chillen, Herrenschneider<



AUSGELÖST

 
Tasos Telloglou
Die Gerechtigkeitslücke
Revolte gegen das Ende eines geliehenen Lebens
 
Stephan Rosiny
Eiszeit der Diktaturen
Der Aufstand im »Arabischen Frühling«
 
Hany Darwish
Der Verrat
Ägypten nach der Revolution: Ein Bericht aus Kairo
 
Naji al-Baghuri
Am Rande des Abgrunds
Der Wandel Tunesiens: Ein Bericht aus Tunis
 
Michael Lidauer
Revolution von oben?
Myanmar auf Reformkurs
 
Felix Lutz
Zwischen Tea Party und Occupy
Der aufbruchslose Aufstand in den USA
 
Eddie Hartmann
Moralische Auszeit und soziale Revolte
Die gewaltsamen Aufstände in Frankreich und Großbritannien
 
Maja Bächler
Take the Power Back
Aufstände als Kommunikation
 
Kai van Eikels
Der angekommene Aufstand
Etwas zur politischen Bewegung, etwas zur Theorie
 
Markus Dressel
»Lasst uns auch lernen zu regieren«
Der 4. November ’89 und die List der Geschichte
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Rom/Hallo Karthago: >Keiner liegt allein<
 
Marie Schmidt
Mein Halbes Jahr: >Literatur<
Shakespeare – Malabou – Thoreau
 
Christoph Raiser
Mein halbes Jahr: >Musik<
Le Tigre – Codeine – Deichkind
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Die Tribute von Panem – The Hunger Games – Wir kaufen einen Zoo
 
Anna-Catharina Gebbers
Die Revolution sind wir
Von ein paar Kunstwerken, die Aufstände auslösten



GEPROBT

 
Diedrich Diederichsen
Der Imperativ des Authentischen
»Erfinde Dich halt- und bodenlos neu und verkörpere das so, als wäre das immer schon Deine Natur gewesen!«
 
Nicklas Baschek
Lieber peinlich als authentisch
Occupy und der gemeine Hipster
 
Nikolaus Müller-Schöll
Der geprobte Aufstand
Farce, Spaziergang, Hunger-Show
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Ein Nein aus fünf Fingern<



SCHÖNHEITEN

 
Kristin Amme/Silvan Pollozek
Hörbare Revolution
Jeder darf mitspielen: Das Kunstprojekt #tweetscapes
 
Christoph Raiser
Der Protest der Mathematiker
Gegen eine öffentliche Praxis des privaten Profits: Das Manifest The Cost of Knowledge
 
Luisa Banki
Immer weiter
Operationen am offenen Leben: Philipp Schönthalers Erzählband Nach oben ist das Leben offen
 
Thomas Biebricher
Müdes Blinzeln
Eine scharfsinnige Diagnose vom Mittelmaß: José Ortega y Gassets Der Aufstand der Massen
 
Anna-Catharina Gebbers
Nicht eins sein
Zwei Generationen Protest: Alex Martinis Roe untersucht Genealogien
 
 

Franziska Humphreys

Wählt Nein

Referendum 1988: Pablo Larraíns No


Unter dem Druck der internationalen Gemeinschaft beschließt Augusto Pinochet 1988 ein Referendum über seine Präsidentschaft abzuhalten. Eine einfache Frage soll dem Volk zur Entscheidung vorgelegt werden: Soll Pinochet im Amt bleiben, ja oder nein. Dieses Referendum war nicht nur ein politisches, sondern auch ein mediales Ereignis: 27 Tage lang hatten sowohl die Befürworter des Si als auch des No exakt 15 Minuten Zeit, um in prägnanten Fernsehspots ihre Botschaft unter die Menge zu bringen. In seinem Politkrimi No lässt der chilenische Regisseur Pablo Larraín keinen Zweifel daran, dass es im Referendum von 1988 weniger um eine Wahl zwischen Diktatur und Demokratie ging, als vielmehr um die Frage, was eigentlich eine gute Kampagne ist und wer sie führen sollte: Die Intellektuellen? Die Widerstandskämpfer? Oder vielmehr die Werbeleute? Die Führer der stark intellektualisierten und äußerst heterogenen Opposition entschieden sich für letzteres und überließen dem jungen Werbemann René Saavedra die Kampagne des No. Der im Exil aufgewachsene und mit den neuesten Trends amerikanischen Werbefernsehens bestens vertraute Saavedra setzte hemmungslos auf die Wirkkraft mediatisierter Bilder. Nicht die Verbrechen der Militärdiktatur wollte er denunzieren, sondern mit unpolitischen Bildern in popigen Farben, einem einheitsstiftenden Logo und einer eingängigen Jingle das Zeitalter der Lebensfreude, der individuellen Freiheit und Selbstverwirklichung, kurz: der Alegría! einleiten. Was sich verkauft, überzeugt auch im Feld der Politik - unter diesem Motto machte Saavedra aus der Kampagne des No eine zugleich siegreiche und verstörende Zeitenwende: Chile wurde nach der Entmachtung Pinochets zum Experimentierfeld eines entfesselten Kapitalismus mit verheerenden gesellschaftlichen Folgen. Im letzten Teil seiner der Militärdiktatur Pinochets gewidmeten Trilogie erzählt Larraín von der schwierigen Komplizenschaft von Werbung und Politik und einer zweischneidigen Widerstandsbewegung, die die unentschiedene Verantwortung der Intellektuellen im medialen Zeitalter offenkundig werden ließ. No feierte im Mai 2012 im Rahmen des Sonderprogramms La Quinzaine de réalisateurs des Festival de Cannes seine Welturaufführung und wird im kommenden Jahr auch in deutschen Kinosälen zu sehen sein.


 
Daniel Mützel
Occupy ist nicht
Die Kunst, mehrere Dinge auf einmal zu sehen: Das Occupy Biennale Projekt
 
Anna Sailer
Unter einem Banner?
Gegen die Geschlossenheit des Wir: Slatan Dudows Kuhle Wampe
 
Arnd Pollmann
Bloß keinen Aufstand
In der Arena der Unmündigkeit: Kant meets Kubrick
 
Julia Roth
Ausblendung
Dekolonisierung und die Dialektik: Susan Buck-Morss Hegel und Haiti


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