





polar #13: Aufstand
EDITORIAL
AUSGEBLIEBEN
AUSGELÖST
GEPROBT
SCHÖNHEITEN
Kristin Amme/Silvan Pollozek Hörbare Revolution Jeder darf mitspielen: Das Kunstprojekt #tweetscapes
| Christoph Raiser Der Protest der Mathematiker Gegen eine öffentliche Praxis des privaten Profits: Das Manifest The Cost of Knowledge
| Luisa Banki Immer weiter Operationen am offenen Leben: Philipp Schönthalers Erzählband Nach oben ist das Leben offen
| Thomas Biebricher Müdes Blinzeln Eine scharfsinnige Diagnose vom Mittelmaß: José Ortega y Gassets Der Aufstand der Massen
| Anna-Catharina Gebbers Nicht eins sein Zwei Generationen Protest: Alex Martinis Roe untersucht Genealogien
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Franziska HumphreysWählt NeinReferendum 1988: Pablo Larraíns No | Unter dem Druck der internationalen Gemeinschaft beschließt Augusto Pinochet 1988 ein Referendum über seine Präsidentschaft abzuhalten. Eine einfache Frage soll dem Volk zur Entscheidung vorgelegt werden: Soll Pinochet im Amt bleiben, ja oder nein. Dieses Referendum war nicht nur ein politisches, sondern auch ein mediales Ereignis: 27 Tage lang hatten sowohl die Befürworter des Si als auch des No exakt 15 Minuten Zeit, um in prägnanten Fernsehspots ihre Botschaft unter die Menge zu bringen. In seinem Politkrimi No lässt der chilenische Regisseur Pablo Larraín keinen Zweifel daran, dass es im Referendum von 1988 weniger um eine Wahl zwischen Diktatur und Demokratie ging, als vielmehr um die Frage, was eigentlich eine gute Kampagne ist und wer sie führen sollte: Die Intellektuellen? Die Widerstandskämpfer? Oder vielmehr die Werbeleute? Die Führer der stark intellektualisierten und äußerst heterogenen Opposition entschieden sich für letzteres und überließen dem jungen Werbemann René Saavedra die Kampagne des No. Der im Exil aufgewachsene und mit den neuesten Trends amerikanischen Werbefernsehens bestens vertraute Saavedra setzte hemmungslos auf die Wirkkraft mediatisierter Bilder. Nicht die Verbrechen der Militärdiktatur wollte er denunzieren, sondern mit unpolitischen Bildern in popigen Farben, einem einheitsstiftenden Logo und einer eingängigen Jingle das Zeitalter der Lebensfreude, der individuellen Freiheit und Selbstverwirklichung, kurz: der Alegría! einleiten. Was sich verkauft, überzeugt auch im Feld der Politik - unter diesem Motto machte Saavedra aus der Kampagne des No eine zugleich siegreiche und verstörende Zeitenwende: Chile wurde nach der Entmachtung Pinochets zum Experimentierfeld eines entfesselten Kapitalismus mit verheerenden gesellschaftlichen Folgen. Im letzten Teil seiner der Militärdiktatur Pinochets gewidmeten Trilogie erzählt Larraín von der schwierigen Komplizenschaft von Werbung und Politik und einer zweischneidigen Widerstandsbewegung, die die unentschiedene Verantwortung der Intellektuellen im medialen Zeitalter offenkundig werden ließ. No feierte im Mai 2012 im Rahmen des Sonderprogramms La Quinzaine de réalisateurs des Festival de Cannes seine Welturaufführung und wird im kommenden Jahr auch in deutschen Kinosälen zu sehen sein. |

| Daniel Mützel Occupy ist nicht Die Kunst, mehrere Dinge auf einmal zu sehen: Das Occupy Biennale Projekt
| Anna Sailer Unter einem Banner? Gegen die Geschlossenheit des Wir: Slatan Dudows Kuhle Wampe
| Arnd Pollmann Bloß keinen Aufstand In der Arena der Unmündigkeit: Kant meets Kubrick
| Julia Roth Ausblendung Dekolonisierung und die Dialektik: Susan Buck-Morss Hegel und Haiti
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