





polar #13: Aufstand
EDITORIAL
AUSGEBLIEBEN
Sebastian Dörfler An die Arbeit Warum sich Bartleby selbst abschaffen müsste
| Micha Brumlik Aufstand nach Nirgendwo Vom Missverständnis des Politischen
| Thomas Biebricher/Marina Martinez Mateo Die Paradoxie des Intellektuellen Wissenschaft und öffentliche Intervention
| Interview Jodi Dean »Endlich wieder ›wir‹ sagen«
| Julian Bank Goliath stolpert, David schläft Aufstand, soziale Bewegungen und Zeitlichkeit
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Petra Hauffe/Judith KarcherDer ausbleibende AufstandVon der selbstverschuldeten Unmündigkeit in der Finanzkrise | Seit fünf Jahren reiht sich eine Krise an die andere. Immer mehr Menschen bekommen die realen Auswirkungen der Krise am eigenen Leib zu spüren: angefangenen bei den Immobilienbesitzern, die ihre Häuser verloren und heute in Armut leben, über die Arbeitslosen, deren Aussichten immer düsterer werden, bis zu den Menschen in Südeuropa, die von steigenden Steuern und sinkenden Sozialleistungen in die Knie gezwungen werden. Alles deutet darauf hin, dass auch Deutschland von dem Sturm ergriffen werden wird, der in ganz Europa wütet und uns bisher auf wundersame Weise verschonte.
Trotz ausführlicher Berichterstattung und Auseinandersetzung mit dem Thema, fühlt sich kaum ein mündiger Bürger in der Lage zu sagen, wer schuld hat an diesem Schlamassel und wie wir hier wieder rauskommen sollen. Trotz untragbarer Zustände wissen wir nicht, auf wen wir unsere Wut richten sollen und wem wir die Verantwortung zusprechen wollen. Lähmt uns 20 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion noch immer die Alternativlosigkeit des Kapitalismus? Fällt uns denn wirklich nichts Besseres ein? Auch Occupy bildet hier keine Ausnahme. Die Bewegung macht es sich explizit zum Programm, Fragen unbeantwortet zu lassen, Schuldige nicht direkt zu benennen und keine Lösungen vorzugeben. Das Recht auf Empörung wurde - wie auch von den Indignados in Spanien - berechtigterweise verteidigt. Jedoch nicht konstruktiv genutzt. Woran liegt das?
Die Geister, die wir riefen Jeder, der sich zurzeit fragt, wie man die Finanzmärkte als wichtigen Verursacher der Krise effektiver und gerechter regulieren könnte, scheitert an der scheinbar unfassbaren Komplexität der Zusammenhänge. Dieser Respekt ist teilweise berechtigt, teilweise Programm und will sich damit über alle Kontroll-Versuche erheben. Das Selbstverständnis der Finanzjongleure funktioniert folgendermaßen: wenn wir mit unseren ausgebufften computer-basierten Finanzprodukten den Regulierern sowieso immer eine Nasenlänge voraus sein werden, sollten sie den Anspruch besser fallen lassen, uns kontrollieren zu wollen. Ganz offensichtlich nützt der durch diese Argumentation geschaffene rechtsfreie Raum vor allem seinen Fürsprechern. Auch auf Selbstzüchtigung ist nicht zu hoffen: Rückschläge, handfeste Milliardenverluste und menschliches Leid derer, die am Ende einer unüberschaubaren Kreditverstrickung stehen und aus ihren Häusern fliegen, scheinen dem unbeirrbaren Glauben an die unbedingte Effizienz der Finanzmärkte nichts anhaben zu können. Die Goethesche Parabel vom Zauberlehrling gilt auch hier, denn all die Umstände sind menschengemacht. Auch der Markt ist lediglich der imaginäre Ort tatsächlicher menschlicher Interaktion. [...]
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| Tobias Peter Nutzlos, sich zu erheben? Über parasitären Widerstand
| Arnd Pollmann/Thomas Biebricher/Stefan Huster/Peter Siller Ist es links? >Negation<
| Ina Kerner Leben im Kapitalismus: >Terror, Chillen, Herrenschneider<
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AUSGELÖST
GEPROBT
SCHÖNHEITEN
Kristin Amme/Silvan Pollozek Hörbare Revolution Jeder darf mitspielen: Das Kunstprojekt #tweetscapes
| Christoph Raiser Der Protest der Mathematiker Gegen eine öffentliche Praxis des privaten Profits: Das Manifest The Cost of Knowledge
| Luisa Banki Immer weiter Operationen am offenen Leben: Philipp Schönthalers Erzählband Nach oben ist das Leben offen
| Thomas Biebricher Müdes Blinzeln Eine scharfsinnige Diagnose vom Mittelmaß: José Ortega y Gassets Der Aufstand der Massen
| Anna-Catharina Gebbers Nicht eins sein Zwei Generationen Protest: Alex Martinis Roe untersucht Genealogien
| Franziska Humphreys Wählt Nein Referendum 1988: Pablo Larraíns No
| Daniel Mützel Occupy ist nicht Die Kunst, mehrere Dinge auf einmal zu sehen: Das Occupy Biennale Projekt
| Anna Sailer Unter einem Banner? Gegen die Geschlossenheit des Wir: Slatan Dudows Kuhle Wampe
| Arnd Pollmann Bloß keinen Aufstand In der Arena der Unmündigkeit: Kant meets Kubrick
| Julia Roth Ausblendung Dekolonisierung und die Dialektik: Susan Buck-Morss Hegel und Haiti
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