Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #13: Aufstand




EDITORIAL

 
Editorial
Peter Siller, Bertram Keller



AUSGEBLIEBEN

 
Sebastian Dörfler
An die Arbeit
Warum sich Bartleby selbst abschaffen müsste
 
Micha Brumlik
Aufstand nach Nirgendwo
Vom Missverständnis des Politischen
 
Thomas Biebricher/Marina Martinez Mateo
Die Paradoxie des Intellektuellen
Wissenschaft und öffentliche Intervention
 
Interview Jodi Dean
»Endlich wieder ›wir‹ sagen«
 
Julian Bank
Goliath stolpert, David schläft
Aufstand, soziale Bewegungen und Zeitlichkeit
 
Petra Hauffe/Judith Karcher
Der ausbleibende Aufstand
Von der selbstverschuldeten Unmündigkeit in der Finanzkrise
 
Tobias Peter
Nutzlos, sich zu erheben?
Über parasitären Widerstand
 
 

Arnd Pollmann/Thomas Biebricher/Stefan Huster/Peter Siller

Ist es links? >Negation<


Eigentlich ist das die Domäne der Konservativen: »Nein, nein und nochmals nein. Wir brauchen keine Veränderung, keinen Fortschritt, keine neuen Regeln. Denn das, was ist, ist gut genug, so wie es ist.« In der Methode des Negierens scheint man sich mit vielen Linken völlig einig zu sein; und zwar auf paradoxe Weise. Denn inhaltlich fordern Letztere ja meist das Gegenteil: »Wir wollen keinen Stillstand, brauchen niemanden, der das Rad zurückdreht, werden nicht länger den alten Regeln gehorchen. Denn das, was ist, ist gerade nicht gut genug, so wie es ist.« Der Unterschied beider Lager ist ein »dialektischer«: Konservative verneinen, um zu bewahren. Ihre linken Kritiker hingegen negieren um des Fortschritts willen. Negation ähnelt hier dem kindlichen »Warum, warum, warum?« Dieses ständige Nachbohren kann ganz schön nervig sein. Aber es zwingt die Eltern, den eigenen Status Quo zu hinterfragen. Trotzdem ist auffällig, dass linkes Negieren oft leider auch buchstäblich kindisch wird: »Hallo, worum geht's? Ich bin dagegen.«
Arnd Pollmann


Alternative A (preferred): Ganz bestimmt! Alternative B: Negation im Sinne einer Verweigerungshaltung gegenüber allen Möglichkeiten, Prozesse, Bewegungen und Institutionen mitzugestalten, atmet einen gesinnungsethischen Geist, der prinzipienfest daherkommt und doch auch sehr billig ist. Man muss die Hände noch nicht einmal mehr in Unschuld waschen, da sie gar nicht schmutzig geworden sind. Aber Angst vor schmutzigen Händen steht gerade einer Linken, die doch immerhin aus einer Arbeiterbewegung hervorgegangen ist, nicht gut zu Gesicht.
Thomas Biebricher

Wenn man die Verhältnisse ändern will, kann es mit der Negation nicht sein Bewenden haben: Man muss schon eine Ahnung haben, wo das Licht am Ende des Tunnels ist, damit man nicht in die falsche Richtung läuft. Nun ist das Licht manchmal schwach und schwer zu erkennen; es ist nicht einmal auszuschließen, dass es das Licht eines entgegenkommenden Zuges ist. Dann besteht die Versuchung, nicht seine Augen anzustrengen, sondern einfach stehen zu bleiben: Warum überhaupt irgendwohin laufen? Die »I would prefer not to«-Einstellung wird nicht erst seit heute als die radikale, wahre gesellschaftliche Haltung empfohlen. Es hat ja auch durchaus seinen Reiz, aus allen (Verblendungs-)Zusammenhängen auszusteigen und sich den - zudem unklaren - Handlungszwängen zu verweigern. Just wait and see. Nur: Politisch ist das gerade nicht. Und daher auch gewiss nicht links. Wenn wir hilflos und zudem überheblich gegenüber den Suchern nach dem richtigen Weg im Tunnel sitzen bleiben, werden wir enden wie Bartleby. Stefan Huster

Negation ist im künstlerischen Raum als Spiel des Verwerfens, Verweigerns und Zerstörens von Anordnungen ein - auch gesellschaftlich - interessantes Unterfangen. Nicht nur aus Gründen der Wutabfuhr, sondern weil man schauen kann, was nach dem Abriss an Neuem entstehen kann, und weil schon im Abriss (etwa des Noise oder Drone) einer Fata Morgana gleich Bilder des Neuen von betörender Schönheit entstehen können. Die ästhetische Kraft der Negation aber mit einer (angeblich der einzig möglichen) linken politischen Haltung kurz zu schließen, war ohne Zweifel einer der kapitalen Fehler (nicht nur) der Poplinken in den 00er-Jahren. Vermutlich dachte man, man könne sich so maximale politische Radikalitätsanmutung zulegen, ohne sich im Weiteren mit Politik, mit den gesellschaftlichen Verhältnissen und den Zielen und Möglichkeiten ihrer Veränderung befassen zu müssen. Eine Art Selbststilllegung. Und so sehen wir heute auch auf dieser Seite viel Schmollen und Politikverdruss, wo Einmischung mit benannten Zielen und institutionellen Forderungen notwendig und auch möglich wäre. Stellt euch nicht dümmer als ihr seid, Bartlebys. Peter Siller


 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Terror, Chillen, Herrenschneider<



AUSGELÖST

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GEPROBT

 
Diedrich Diederichsen
Der Imperativ des Authentischen
»Erfinde Dich halt- und bodenlos neu und verkörpere das so, als wäre das immer schon Deine Natur gewesen!«
 
Nicklas Baschek
Lieber peinlich als authentisch
Occupy und der gemeine Hipster
 
Nikolaus Müller-Schöll
Der geprobte Aufstand
Farce, Spaziergang, Hunger-Show
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Ein Nein aus fünf Fingern<



SCHÖNHEITEN

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