





polar #13: Aufstand
EDITORIAL
AUSGEBLIEBEN
AUSGELÖST
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GEPROBT
Diedrich Diederichsen Der Imperativ des Authentischen »Erfinde Dich halt- und bodenlos neu und verkörpere das so, als wäre das immer schon Deine Natur gewesen!«
| Nicklas Baschek Lieber peinlich als authentisch Occupy und der gemeine Hipster
| Nikolaus Müller-Schöll Der geprobte Aufstand Farce, Spaziergang, Hunger-Show
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Martin SaarBildpolitik: >Ein Nein aus fünf Fingern< | In politischen Zeiten, die den lautstarken Protest und die demonstrativen Formen der Politik wiederentdecken, sind auch die Zeichen nicht leise. Denn wer die nötige Ablehnung oder geforderte Auflehnung darstellen will, muss sie drastisch und hervorstechend aussehen lassen. Gleichzeitig darf das Zeichen aber nicht zu spezifisch und detailliert sein, um die Wucht eines generellen Unbehagens nicht zu verlieren. Gemessen an dieser Problematik ist die ikonographische Lösung, die das Schauspiel Stuttgart als Logo für das Haus in einer dem Thema »Freiheit« gewidmeten Spielzeit gewählt hat, schlüssig: Das Zeichen zitiert eine der ältesten Pathosformeln von Widerständigkeit und Rebellion schlechthin, die gereckte Faust, allerdings ohne jede Zutat und ohne jeden Kontext. Allerdings ist jedem lokalen Betrachter klar, dass mit diesem Theaterzeichen, das natürlich auf eines der berühmtesten deutschen Dramen anspielt, auch und vielleicht sogar in erster Linie auf den lokalen Bürgerprotest gegen ein unliebsames Infrastrukturprojekt verwiesen wird, den die Kulturinstitution zudem tatkräftig begleitet hatte. Als Zeichen genügt aber das generalisierte, pure Bild der Hand, die zur Drohung wird. Diese Faust ist ein fleisch- und muskelgewordenes, verkörpertes Nein.
Dennoch ähnelt dieses Protestzeichen, das auch T-Shirts und Taschen ziert, auf beunruhigende Weise einem Markenzeichen, und dass es den Protest an und für sich darstellen soll, gibt ihm eine Beliebigkeit, die doch im politischen Kontext unerwünscht ist. Dass die Faust aufrecht, erhoben zu sehen ist, was durch den genau vertikal durchbrochenen Ring noch verstärkt wird, macht sie vollends zu einem Schwurzeichen, das sogar eine ältere Grußgeste aus der Arbeiterbewegung und etliche Parteisymbole zitiert. Damit ist aber der Protestwille zum Bekenntnis, zur Haltung verzeichnet, dessen Objekte und Anlässe dann nebensächlich und hier ja tatsächlich unsichtbar sind. Dies könnte bedeuten, dass der neuen Lust am Aufstand und dem Willen zum Widerstand eine Grundsätzlichkeit zukommt, die verführerisch ist, wenn sie eine bloße Haltung bleibt: eine saubere geballte Faust anstelle einer Hand, die zugreift und auch schmutzig werden kann.
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SCHÖNHEITEN
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