





polar #13: Aufstand
EDITORIAL
AUSGEBLIEBEN
AUSGELÖST
Tasos Telloglou Die Gerechtigkeitslücke Revolte gegen das Ende eines geliehenen Lebens
| Stephan Rosiny Eiszeit der Diktaturen Der Aufstand im »Arabischen Frühling«
| Hany Darwish Der Verrat Ägypten nach der Revolution: Ein Bericht aus Kairo
| Naji al-Baghuri Am Rande des Abgrunds Der Wandel Tunesiens: Ein Bericht aus Tunis
| Michael Lidauer Revolution von oben? Myanmar auf Reformkurs
| Felix Lutz Zwischen Tea Party und Occupy Der aufbruchslose Aufstand in den USA
| Eddie Hartmann Moralische Auszeit und soziale Revolte Die gewaltsamen Aufstände in Frankreich und Großbritannien
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Maja BächlerTake the Power BackAufstände als Kommunikation | Was sind Aufstände und was können sie - verstanden als kommunikativer Aushandlungsprozess - gesellschaftspolitisch leisten? Aufstände mögen gegen Widerstände erfolgen, der Geist mag von Unruhe durchdrungen sein. Doch so ähnlich die Aufstandskonzepte scheinen: sie meinen dennoch nicht das Gleiche.
Zeitlichkeit Zunächst gibt es eine Beunruhigung - beispielsweise über die vollständige Verdrängung und Enteignung der einheimischen Bevölkerung aus den ertragreichen Gebieten im Vorfeld des Mau-Mau-Aufstands in Kenia - einhergehend mit einem Verbot seitens der Kolonialherrschaft, sich als politische Vereinigung zu formieren. Darauf folgt die Politisierung einer kleinen, elitären Gruppe, die aus der Beunruhigung einer quantitativ größeren Bevölkerungsmenge so etwas wie eine politische Zielsetzung generiert. Im Falle des Mau-Mau-Aufstands: Die Befreiung von der britischen Fremdherrschaft und Rückgabe der ökonomischen und politischen Macht in die Hände der Einheimischen. Für Entkolonialisierungsprozesse scheint sich dieses Muster zu bestätigen.
Allgemein herrscht allerdings bei der Untersuchung der Ursachen für innere Konflikte in der Wissenschaft große Uneinigkeit. Große Einigkeit besteht hingegen darüber, dass Ausgaben im Bereich der social welfare präventiv gegen den Ausbruch von Unruhen und Aufständen wirken [Taydas/Peksen, 2012]. Wenn aber hohe Ausgaben im sozialen Bereich befriedende Wirkungen haben, kann es den Aufständischen nicht um die Sicherung von Exzellenzrechten wie bezahlten Urlaub oder Gucci für alle gehen - sondern um die Sicherung von Existenzrechten [Unterscheidung der Begriffe nach Wolfgang Kersting]: Aufständisch wird nur, wer sich unmittelbar und existentiell betroffen fühlt. Dabei beinhaltet der Begriff der Unruhe einen Gemütszustand einerseits und eine Beschreibung für das Handeln einer Ansammlung von Menschen andererseits, die ihrem Gemütszustand in Form von Protesten Ausdruck verleihen. Stoßen die Beunruhigten auf taube Ohren, kann es zum Aufstand kommen. Die Frage bleibt, ab wann man von einem Aufstand sprechen kann, dem eine Unruhe vorausgegangen ist. Meistens gibt es irgendeinen Anlass: Der König lässt verschimmeltes Brot als Almosen verteilen, ein Student verbrennt sich oder Wahlfälschungen sind einfach zu offensichtlich. Ein klares Schema, ab wann aus einer Unruhe ein Aufstand wird, gibt es nicht, aber die Ausweitung eines Konflikts ist auch nicht völlig kontingent, insofern gewisse Voraussetzungen für die Unzufriedenheit bereits gegeben sind. Ein Kriterium für die Reaktionsschwelle ist sicherlich die Dauer: die Medien sprechen gerne von »langanhaltenden Protesten« - das ist dann schon mehr als eine bloße Unruhe. [...]
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| Kai van Eikels Der angekommene Aufstand Etwas zur politischen Bewegung, etwas zur Theorie
| Markus Dressel »Lasst uns auch lernen zu regieren« Der 4. November ’89 und die List der Geschichte
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| Marie Schmidt Mein Halbes Jahr: >Literatur< Shakespeare – Malabou – Thoreau
| Christoph Raiser Mein halbes Jahr: >Musik< Le Tigre – Codeine – Deichkind
| Matthias Dell Mein halbes Jahr: >Film< Die Tribute von Panem – The Hunger Games – Wir kaufen einen Zoo
| Anna-Catharina Gebbers Die Revolution sind wir Von ein paar Kunstwerken, die Aufstände auslösten
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GEPROBT
SCHÖNHEITEN
Kristin Amme/Silvan Pollozek Hörbare Revolution Jeder darf mitspielen: Das Kunstprojekt #tweetscapes
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| Luisa Banki Immer weiter Operationen am offenen Leben: Philipp Schönthalers Erzählband Nach oben ist das Leben offen
| Thomas Biebricher Müdes Blinzeln Eine scharfsinnige Diagnose vom Mittelmaß: José Ortega y Gassets Der Aufstand der Massen
| Anna-Catharina Gebbers Nicht eins sein Zwei Generationen Protest: Alex Martinis Roe untersucht Genealogien
| Franziska Humphreys Wählt Nein Referendum 1988: Pablo Larraíns No
| Daniel Mützel Occupy ist nicht Die Kunst, mehrere Dinge auf einmal zu sehen: Das Occupy Biennale Projekt
| Anna Sailer Unter einem Banner? Gegen die Geschlossenheit des Wir: Slatan Dudows Kuhle Wampe
| Arnd Pollmann Bloß keinen Aufstand In der Arena der Unmündigkeit: Kant meets Kubrick
| Julia Roth Ausblendung Dekolonisierung und die Dialektik: Susan Buck-Morss Hegel und Haiti
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