Was Kracht und Niermann da im Jahr 2007 als ihre »unglaubliche Wahrheit über den Klimawandel« enthüllten, lässt sich schwer einordnen. In pseudo-dokumentarischem Duktus belehrt ihr Buch Metan darüber, dass von Osama bin Laden bis zu G.W. Bush, von Ölbaronen bis zu Rindermagnaten so ziemlich alle Entscheidungsträger geheime Diener des intelligenten Treibhausgases Methan (CH4) sind: »A-T-M-E-N wird zu M-E-T-A-N«. Handelt es sich hier nun um eine Parodie des »alarmistischen Sachbuchs« (SZ), dessen Variationen bis heute die Bestsellerlisten stürmen, um vor allen möglichen Schreckensszenarien zu warnen? Oder ist dies vielmehr »das letzte Kapitel« (C.D. Conter) des modernen Fortschrittsprojekts, sprich eine Tragödie über den sich selbst wegrationalisierenden Menschen, der sich in der (Gas)Form des Methans buchstäblich verdünnisiert? Alles ist möglich. In jedem Fall ist es ein Text über die ganz große Verängstigung, über den allmächtigen Puppenspieler hinter der kosmischen Kulisse.
»Metan« führt uns die Absurdität jenes, über alle Menschenzeitalter hinweg bestehenden Deutungsmusters vor, das alle Unzulänglichkeiten der Welt mit einer großen Verschwörung irgendwelcher fürchterlichen Mächte erklären kann. Das »Methangetüm« ist eine solche Macht. Es verfolgt seinen expansiven Masterplan, erzeugt Krieg, Hunger und Not. Egal, ob Klimaschutz oder Atomschläge – unsere Gegenmaßnahmen sind kontraproduktiv, das Methan kann unmöglich besiegt werden. Bloß eine stinkende Gaswolke zieht also die Fäden im Hintergrund, bestimmt unser Schicksal. Die verabsolutierte Angst vor der Weltverschwörung erklärt immer alles, aber sie klärt nichts auf. Sie versetzt uns nur in eine kalkulierbare Panik, die all den (Welt)Schmerz auf den einen lindernden Nenner bringt – es ist eine beängstigende Angst, weil sie zutiefst beruhigend wirkt.