Luisa Banki Logik und Verbrechen Der Experte als Ästhet: Sherlock Holmes im TV
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Tilman SalomonSokratik und SophistikThink Tanks und Philosophenkönige: Platons |
Von Alfred North Whitehead ist das in Einführungsseminaren gern als Stimmungsaufheller zum Einsatz gebrachte Bonmot überliefert, die ganze philosophische Tradition Europas bestehe aus einer Reihe von Fußnoten zu Platon. Sofern das stimmt, haben sich in den Anmerkungen auch die Anfeindungen des antiken Philosophen erhalten, zum Beispiel gegen die Sophisten: Noch Alain Badiou sieht bei den rhetorisch begabten Wanderlehren, die ihre Dienste für Geld anboten, und in ihren postmodernen Wiedergängern ähnlichen Werterelativismus und Wahrheitsfeindschaft walten wie sein Gewährsmann. Das Geschäftsmodell Wissen und Meinung gegen Geld steht auch allen Expertengremien, Beratern und Think-Tanks Pate, bei denen eine von der Welt überforderte Politik heute immer inflationärer Schutz sucht. Im Gegensatz zu diesen lag es den öffentlichkeitsfreudigen Sophisten allerdings mehr als fern, im Kleingedruckten zu verstecken, dass von ihnen keine Richtlinienkompetenz zu erwarten war, dass der Auftraggeber also das gewünschte Ziel einzuspeisen habe. Eine Politik die so tut, als könne sie ihre Verantwortung für tugendhaftes Handeln an eine Gruppe von durch sie selbst vergüteten Experten delegieren, die obendrein als Personifikation des Sachzwangs auftreten, hätte den gerechten Zorn des Sokrates auf sich gezogen. Eine Art Showdown zwischen Sokratik und Sophistik findet sich in Platons Gorgias-Dialog. Gegen die Illusion der Geburt guter Politik aus dem Geist der geschliffenen Kommunikation pocht Platons Sokrates auf moralische Grundlagenforschung. Auf der Suche nach der absoluten Wahrheit sind Sophisten nur als Falsifikationsobjekte zu gebrauchen und die Demokratie überhaupt nicht. Allein, wer sorgt für die Einsicht in die ewigen Ideen des Guten, Wahren und Schönen? In Platons Politeia wird dazu nun ein Expertengremium par excellence inthronisiert: die Philosophenkönige, also eine Art antike Version der Wirtschaftsweisen unter Beisitz von Peter Scholl-Latour und Helmut Schmidt. Ob der Suche nach Glückseeligkeit eher mit solch konservativem Ordnungsfetisch (offizielles Wahrheitssiegel inklusive) oder einem potenziell korrupten Relativismus gedient ist, bleibt umkämpft - Platons Dialoge sind also weiterzuführen. |

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