





polar #19: Krieg und Frieden
EDITORIAL
INTERVENTION
INVENTUR
INTROSPEKTION
SCHÖNHEITEN
Patrick Thor Das höchste Spiel Von der Welt als Western: Cormac McCarthys Blood Meridian Or The Evening Redness in the West
| Christoph Raiser Irre Krieg und Klischee: The Incal von Alejandro Jodorowsky und Moebius
| Robin Celikates Happy Days Kriegsfolgen und Vatervergötterung: Kenzaburo Ôes The Day He Himself Shall Wipe My Tears Away
| Anna-Catharina Gebbers Zähne Zeigen Reparatur als Transformation: Kader Attias The Repair
| Franziska Humphreys Vermintes Gebiet Löcher in der Kausalität: Wolfgang Herrndorfs Sand
| Bertram Lomfeld Ein seltsames Spiel Nicht zu gewinnen: Thomas Schellings The Strategy of Conflict
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Arnd PollmannKriegsmüdeDemokratie, Völkerbund und Weltbürgerrecht: Kants Zum ewigen Frieden | Kants Friedenschrift »Zum ewigen Frieden« (1795) ist stilecht wie ein Friedensvertrag konzipiert, das Argument muss man zunächst ein wenig suchen: Der Autor bekennt sich zum republikanischen Rechtsstaat und der Volkssouveränität als dem alternativlosen innerstaatlichen Ordnungsprinzip. Republiken, so Kant, haben nicht zuletzt den sicherheitspolitischen Vorteil, von Natur aus kriegsmüde zu sein. Denn ein demokratisch geeintes Volk müsste die eigenen Söhne in den Krieg schicken, während es doch meistens autokratische Despoten sind, die ihr Volk verheizen. Zugleich können sie sich nur als stabile Demokratien erhalten, wenn auch äußere Bedrohungen, die ja stets auch den inneren Frieden gefährden, ausbleiben. Aus allen Ländern müssten also demokratische Republiken werden. Solange dies nicht der Fall ist, müssen alle Staaten in einen »Völkerbund« eintreten, der Angriffskriege ächtet und für internationale Stabilität sorgt.
Keine andere Schrift der Politischen Philosophie besitzt welthistorisch eine derart enorme wie unabgegoltene Bedeutung. Kants Friedensschrift war Vorbild für die Gründung des Völkerbundes und dessen Wiederbelebung nach 1945. Die Schrift ist zugleich wegweisend für eine »Weltinnenpolitik« globaler Demokratisierung, die von der Überzeugung getragen ist, dass Demokratien keine Neigung haben, gegeneinander Krieg zu führen. Der Text enthält zudem erstmals das Konstrukt eines global einklagbaren »Weltbürgerrechts«. Dabei lässt Kant keinerlei Zweifel daran, dass die Trias aus Demokratie, Völkerbund und Weltbürgerrecht nur friedensstiftend sein wird, wenn die Menschen jeweils ihren Staat vor Ort, als Resultat souveräner Selbstgesetzgebung verstehen können. An dieses Erbe Kants wäre zu erinnern, wenn es wieder irgendwo auf dieser Welt, wie etwa im Irak oder in Afghanistan, zu einer Art »ewigem Krieg« im Namen des ewigen Friedens kommt. |

| Hybris und Kalkül Zynische Verkehrung: Carl Schmitts Die Wendung zum diskriminierenden Kriegsbegriff
| Tillman Vogt Gelage und Gemetzel Unerträglich: Curzio Malapartes Kaputt
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