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Bertram LomfeldIn der IdentitätsfalleIntellektuelle Vielfalt: Gegenentwürfe zu Huntingtons Kampf der Kulturen |
Huntigtons Kampf der Kulturen ist keine Schönheit. Zwar erfreute sich das Buch ungebrochener, dank PEGIDA und islamischen Staat sogar neu aufflammender Attraktivität. Aber es ist weder elegant, noch intellektuell bestechend mit seinen kruden Unterteilungen in Kulturräume, Kernstaaten, Bruchlinienkriege und der Unterstellung unversöhnlicher Lebensformen. Auch die kriegerischen Auswirkungen des Souffleurs der ›Achse des Bösen‹ sind nicht schön. Und trotzdem entsprang dem kampflustigen Buch etwas Schönes: Seine steile These rief eine wundervolle Vielfalt von Gegenentwürfen auf die intellektuelle Weltbühne. Kulturkampf wurde als westliche Lebensform »gegen den Rest der Welt« (Caglar) isoliert oder als »Konflikt der Unwissenheit« (Said) entlarvt. Die Verengung von Lebensformen zu einem Krieg der Kulturen zeichne unweigerlich den Weg in eine »Identitätsfalle« (Sen). Auch den empirischen Grundlagen wurde nicht nur eine »Kampfansage« (Hoskote/Trojanow) erteilt. Kulturen würden sich global nicht bekämpfen, sondern eher zusammenfließen.
Der Diskurs zeigt die ganze Vielfalt interkultureller Intellektualität. Aber es erschienen eben nicht nur Bücher gegen Huntington. Als Reaktion auf seine Thesen initiierte der damalige iranische Staatspräsident Chātami mit zahlreichen weiteren Staatschefs ein weltweites interkulturelles Forum und die UN Vollversammlung einigte sich kurze Zeit später auf ein Jahr des »Dialogs der Kulturen«. Eine ähnlich gebündelte Aktivität wünscht man sich momentan wieder.
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