»Wir sollten nicht mit Nawaz fahren«, sagte meine Gastgeberin. Es war Freitagabend. Ein Freund würde im French Club auflegen. French Club, Diplomatische Enklave, Islamabad, Pakistan. Die Enklave ist das hoch ummauerte Botschaftenviertel der Stadt. Der French Club hat einen Außenpool, ein mittelmäßiges französisches Lokal mit Alkoholausschank und einen großen Garten. Mittags treffen sich dort die Botschaftsmitarbeiter_ innen zum Lunch. Freitagsabends stehen große Sessel auf dem Rasen am Pool. Lauschige Tische neben Palmen in Blumentöpfen. Man trinkt Becks oder bestellt gepflegt erst Pastis, später Wein. Die Mauer um das Anwesen ist gute fünf Meter hoch und gekrönt von Stacheldrahtverhau. Beim Einlass werden die Pässe gecheckt. Westliche Ausländer_innen dürfen alleine rein, Pakistanis höchstens in Begleitung von Clubmitgliedern. Aber das ist dann erst die zweite Hürde. Die erste ist der Einlass zur Enklave. Dort, wo die Autos auf Sprengstoff überprüft werden; dort, wo man womöglich nicht passieren darf in einem kleinen Auto mit pakistanischem Nummernschild und pakistanischem Fahrer. Wo man besser in einem Wagen mit Diplomatenkennzeichen vorfährt, wenn man sichergehen will, dass man die Party nicht verpasst.
Diejenigen, die reingekommen sind in Enklave und Club, weil sie die richtigen Autos und Pässe haben, sitzen freitagabends in den großen Sesseln auf dem Rasen oder an langen Tafeln am Pool, erzählen von ihren Jobs bei der UN, in Botschaften, bei Entwicklungsagenturen oder NGOs, trinken was, ziehen weiter, vielleicht in den British Club oder den Canadian Club, oder sie bleiben da und tanzen später noch ein bisschen, am Pool oder zwischen den Sesseln. Viele kennen sich, und wer neu ist, findet leicht Anschluss. Die Welt der Expats ist eine gut organisierte Parallelgesellschaft, auch wenn ihr Wein nicht besser wird, wenn er in der tropischen Hafenstadt Karatschi im Zoll festsitzt und tagelang die Sonne auf die Frachtcontainer gleißt. [...]
|