





polar #15: Grenzen
EDITORIAL
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Sighard NeckelZukunft der VergangenheitZur Refeudalisierung der modernen Gesellschaft | Die zunehmende Polarisierung der Sozialstruktur und die augenscheinliche Ohnmacht der Politik gegenüber der Macht des Finanzmarktkapitalismus haben die Rede einer »Refeudalisierung« der Gesellschaft aufgebracht. Sighard Neckel beschreibt in diesem Beitrag, wie der Begriff über einen feuilletonistischen Blick hinaus mit Jürgen Habermas zur Beobachtung der gegenwärtigen Gesellschaft fruchtbar gemacht werden kann.
Angesichts der gigantischen Finanz- und Schuldenkrise, in die der Finanzmarktkapitalismus die Länder der Euro-Zone hineingerissen hat, hat die öffentliche Kritik an der Spekulation auf den Geld- und Kreditmärkten eine breite Resonanz gefunden. Trotz der Selbstverständlichkeit, mit der in den Jahren vor dem Untergang von Lehman Brothers der Markt und seine Gesetze als gesellschaftliches Leitmodell akzeptiert worden sind, stellt die weithin hörbare Klage über die unkontrollierte Macht des Finanzkapitals und die tiefe Kluft, die sich zwischen den Gewinnern der Börsenspekulationen und den für sie haftenden Steuerbürgern aufgetan hat, an sich keine Überraschung dar. Auffällig ist allenfalls, in welche Richtung die öffentliche Zeitkritik am Kapitalismus der Gegenwart weist, und dies in einem fast buchstäblichen Sinne. Denn ob es sich um die Verurteilung des offensichtlichen Skandals handelt, den das staatliche Schuldendesaster zugunsten privater Spekulationsgewinne darstellt, oder ob es die immense Vertiefung sozialer Ungleichheit betrifft, die sich mit der Explosion des Reichtums auf den Finanzmärkten bei gleichzeitiger öffentlicher Verarmung eingestellt hat – stets läuft die aktuelle Kritik an dieser politischen Ökonomie auf die Schlussfolgerung hinaus, dass der moderne Kapitalismus unserer Gegenwart augenscheinlich dabei ist, die Gesellschaft in längst vergangen geglaubte Zeiten feudaler Strukturen, ständischer Privilegien und aristokratischer Oberschichten zurückzuführen.
Postdemokratie als Rückfall in vordemokratische Zeiten Die öffentliche Anklage, dass der Finanzmarktkapitalismus zwar modern erscheint, uns jedoch in einen Neofeudalismus der Begüterten und Bevorrechteten zurückwirft, mag eine stark polemische Note haben. Als eine populistische und vor allem medienwirksame Art der öffentlichen Sozialkritik ließe sich diese Anklage aber nur dann interpretieren, wenn sie nicht auch in den Sozialwissenschaften mit Analysen und Zeitdiagnosen untermauert würde. Der prominenteste Vertreter solcher Analysen ist der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch. Mit seiner These von der Ankunft einer »Postdemokratie« führt er aus, wie der demokratische Prozess den vorläufigen Endpunkt einer »parabelförmigen Entwicklung« erreicht, an deren Beginn der Kampf um gleichberechtigte Teilhabe steht, deren Scheitelpunkt der organisierte Wohlfahrtsstaat darstellt und deren Niedergang durch einen »Substanzverlust der Demokratie« gekennzeichnet ist, der schließlich in einem Rückfall in vordemokratische Zeiten endet. [...]
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