





polar #14: Sex und Befreiung
EDITORIAL
ERWIDERUNG
ERREGUNG
EMANZIPATION
SCHÖNHEITEN
Franziska Humphreys Diskursive Explosionen Die ewigen Spiralen von Lust und Macht: Michel Foucaults Geschichte der Sexualität
| Johannes Kleinbeck Nähren und Annähern Absolute Vereinigung? »Liebesjubel« in Richard Wagners Siegfried
| Leo Lencsés Dramatische Verknappung Der Koitus als vierte Dimension: Zur Malerei von William N. Copley
| Jan Engelmann Schöne Aussichten Sexuelle Deutungsmuster: Wie HBO zeigt, was wir alles wissen wollen
| Anna-Catharina Gebbers Unperfekt Nach der Pornowelle: Die Fotos von Heji Shin in MAKE LOVE
| Lydia Hibbeln Grausame Schönheit Liebe zum Körper: Jacques Audiards Der Geschmack von Rost und Knochen
| Arnd Pollmann Flotter Vierer Sublimierung auf höchstem Niveau: Das literarische Quartett
| Anna-Katharina Meßmer Fickt euch Dann gleich Kristina Schröder: Catherine Hakims Erotisches Kapital
| Elias Kreuzmair Bößer Spaß Wo fängt Macht an? Blumfelds Lass uns nicht von Sex reden
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Daniel HerlethTeil des Kalküls Vielleicht die letzte Chance: Paul Schraders The Canyons | Paul Schrader schrieb Taxi Driver und Raging Bull, drehte Auto-Focus und American Gigolo, aber heute gibt ihm Hollywood kein Geld mehr; The Canyons so reflexiv wie ambitioniert in seinem Versuch, die Situation zu nutzen: eine Crowdfunding-Kampagne zeigt verfallene Kinos, aber auch die Farben und das magische Licht von Los Angeles. Am Ende hatte Schrader 159.000 Dollar und Lindsay Lohan; auch ihre Geschiche eine des Kinos; Aufstieg, Eskapaden und Allüren, aber dann war es irgendwie vorbei... Bret Easton Ellis schrieb das Drehbuch und brachte den Counterpart zu Lohan mit: James Deen, der bisher auf der anderen Seite der Hügel Filme drehte, im »Valley«, einem Zentrum der Pornoindustrie. Dazwischen: The Canyons. die Charaktere spiegeln die Zerissenheit des Schauplatzes, unvermittelte Abgründe hinter blasierten, schönen Gesichtern, Langeweile und der Hoffnung »to make it in the movies.« The Canyons ist ein Erotikthriller, aber Sex ist hier nicht unkalkulierbares Element, sondern Teil des Kalküls.
Noch hat kaum jemand den Film gesehen, die NYTimes brachte eine gehässige Story über den Dreh, die den Plot noch einmal verdoppelt, und fürs erste gibt es drei Trailer, jeder im Stil einer der Höhepunkte Hollywoods, Screwball, Hitchcock und Grindhouse, voller Ironie, »a potent new talent«, die Festivals lehnen den Film reihenweise ab, aber Schrader sieht die Zukunft des Films sowieso in digitaler Distribution, Video on-demand, kombiniert mit nur wenigen Kino-Screenings; »Cinema for the post theatrical era.« Die Protagonisten teilen Schraders Liebe zum Film nicht, ihr Verhältnis zu Dingen und Gefühlen ist ein instrumentelles, andere sind dazu da, missbraucht und ausgebeutet zu werden, und wenn niemand da ist, beutet man sich eben selbst aus; die Praktikanten am Set bekommen am Ende ein T-Shirt auf dem steht, dass dieses T-Shirt der Lohn für ihre Mühen ist. Die Zeiten sind nicht einfach für Schrader, und auch für Lindsay Lohan ist The Canyons vielleicht die letzte Chance; sie drehte, genau wie Deen, für 100 $ am Tag. |
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