





polar #14: Sex und Befreiung
EDITORIAL
ERWIDERUNG
ERREGUNG
EMANZIPATION
SCHÖNHEITEN
Franziska Humphreys Diskursive Explosionen Die ewigen Spiralen von Lust und Macht: Michel Foucaults Geschichte der Sexualität
| Johannes Kleinbeck Nähren und Annähern Absolute Vereinigung? »Liebesjubel« in Richard Wagners Siegfried
| Leo Lencsés Dramatische Verknappung Der Koitus als vierte Dimension: Zur Malerei von William N. Copley
| Jan Engelmann Schöne Aussichten Sexuelle Deutungsmuster: Wie HBO zeigt, was wir alles wissen wollen
| Anna-Catharina Gebbers Unperfekt Nach der Pornowelle: Die Fotos von Heji Shin in MAKE LOVE
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Lydia HibbelnGrausame SchönheitLiebe zum Körper: Jacques Audiards Der Geschmack von Rost und Knochen | Außer seinem vor Kraft strotzendem Körper ist Ali in der Wirtschaftskrise nichts geblieben. Mit seinem kleinen Sohn, für den zu sorgen der raue Egoist nicht gewohnt ist, findet er Unterschlupf bei seiner Schwester. Als er bei einem seiner Jobs der Orka-Trainerin Stéphanie aus der Klemme hilft, rechnet er nicht mit einem Wiedersehen. Doch nach einem Unfall mit ihren Walen verliert die zuvor so attraktive und provokante Stéph mit ihren Beinen auch ihre Selbstsicherheit. Unbeeindruckt von Scham und Stümpfen bietet Ali ihr an, sie zu ficken, wann immer er »operationsfähig«, sprich zeitlich verfügbar ist. Als Ali anfängt, bei harten illegalen Kämpfen für Geld zu boxen, erobert sich Stéph, fasziniert von der blutigen Körperlichkeit der für Frauen tabuisierten Welt, dort ihren Platz als seine Wettmacherin. Doch Alis emotionale Härte und sein Wille, sich durchzubeißen, führt dazu, dass er fast alle verliert, die er liebt.
Jacques Audiard, gefeiert für »Un prophète«, feiert in seinem neuen Film ein Kino der Körper und zieht dabei alle Kontraste auf: Vor Kraft schier berstende Bilder zeigen eine Welt, in der die Handlungsfäden – wie die Leben der Protagonisten – stets vom Auseinanderbrechen bedroht scheinen. Und doch setzen gerade die gehandicapten Körper, verstümmelten Glieder und versehrten Herzen Befreiungs- und Wahrnehmungspotenziale von verstörender Schönheit und Tiefe frei. Inspiriert von der Jahrmarktsästhetik der 1920er Jahre erschafft Audiard eine Welt von rauer, unsentimentaler Poesie. Matthias Schoenaerts, der schon in »Bullhead« mit körperlicher Präsenz bestach, verleiht Ali eine kindlich anmutende Härte, Marion Cotillard überzeugt als stolze Amazone mit Prothesen. Zurückgeworfen auf die Grundbedürfnisse des Lebens, kämpfen beide mit Verve und Würde um die Kontrolle ihrer Körper und ihrer Leben. So stark sind Verletzlichkeit und nicht zu brechender Lebenswille bei ihnen miteinander verwoben, dass sie, gäbe es keine Milde, unrettbar auf die Katastrophe zusteuerten. Eine Liebesgeschichte? Auch – und vor allem eine der Liebe zum »in der Welt sein« – eine der Liebe zum Körper. |

| Arnd Pollmann Flotter Vierer Sublimierung auf höchstem Niveau: Das literarische Quartett
| Anna-Katharina Meßmer Fickt euch Dann gleich Kristina Schröder: Catherine Hakims Erotisches Kapital
| Elias Kreuzmair Bößer Spaß Wo fängt Macht an? Blumfelds Lass uns nicht von Sex reden
| Daniel Herleth Teil des Kalküls Vielleicht die letzte Chance: Paul Schraders The Canyons
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