





polar #14: Sex und Befreiung
EDITORIAL
ERWIDERUNG
ERREGUNG
EMANZIPATION
SCHÖNHEITEN
Franziska Humphreys Diskursive Explosionen Die ewigen Spiralen von Lust und Macht: Michel Foucaults Geschichte der Sexualität
| Johannes Kleinbeck Nähren und Annähern Absolute Vereinigung? »Liebesjubel« in Richard Wagners Siegfried
| Leo Lencsés Dramatische Verknappung Der Koitus als vierte Dimension: Zur Malerei von William N. Copley
| Jan Engelmann Schöne Aussichten Sexuelle Deutungsmuster: Wie HBO zeigt, was wir alles wissen wollen
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Anna-Catharina GebbersUnperfektNach der Pornowelle: Die Fotos von Heji Shin in MAKE LOVE | Absolut Sex, Sex für Faule, Sex dich schlank, Jagen, Sex und Tiere essen. Meterweise füllen derartige Titel die Ratgeberregale. Warum also ist gerade ein Buch mit dem Titel Make Love so derartig erfolgreich? Die Erklärung ist so simpel wie eindeutig: Wegen der darin enthaltenen Fotos. Sie zeigen nämlich echte Pärchen in gegenseitiger, liebevoller Hingabe. Die Aura wahrer Liebe machte bereits den bis heute neben dem Kamasutra weltweit prominentesten Sexratgeber The Joy of Sex (1972) so einzigartig. Doch während damals Charles und Edeltraud vorschriftsmäßig die vom Arzt und Pazifisten Alex Comfort vorgegebene Stellungsliste abarbeiteten, bemühen sich die Make-Love-Paare gar nicht erst um technische Perfektion: Sie lieben sich, wie es ihnen gefällt. Zärtlich, aber auch weniger haarig als ’72 leben sie den in jedem angelegten Exhibitionismus aus.
Aufgenommen wurden die Bilder von der in Berlin und New York lebenden Fotografin Heji Shin. Ihre Fotos, die regelmäßig in Brand 1, SZMagazin oder 032c gedruckt werden, sind stets von einer filmischen Ästhetik geprägt, die das Dokumentarische des fotografischen Mediums hinterfragen und sein Inszenierungspotential hervorheben. Für das Buch sprach Shin Paare auf der Straße an und jedes zweite machte mit. Private Sexfotos werden zunehmend von Paaren selbst auf Twitter oder Facebook gepostet. Nacktheit, Bondage und Blut wurden spätestens durch die französische Vogue-Chefin Carine Roitfeld in der Ästhetik der Hochglanzmagazine etabliert und in allen Spielarten von Helmut Newton (mit dessen Buch White Women der Begriff »Porno Chic« 1976 in die Welt kam), Steven Meisel, Jürgen Teller oder Terry Richardson fotografiert. Auch durch die Kunst rollen von der Antike bis zur Gegenwart regelmäßig Pornowellen. Doch Shins Aufnahmen haben weniger mit Laienpornografie, Porn Chic oder Pornokunstfotografie à la Nobuyoshi Araki, Jeff Koons, Thomas Ruff zu tun, als mit dem Skulpturalen in Richard Mapplethorpes, der Direktheit in Larry Clarks und der Nähe in Will McBrides Aktbildern. Und mit Eva Illouz’ These von der romantischen Inszenierung. |

| Lydia Hibbeln Grausame Schönheit Liebe zum Körper: Jacques Audiards Der Geschmack von Rost und Knochen
| Arnd Pollmann Flotter Vierer Sublimierung auf höchstem Niveau: Das literarische Quartett
| Anna-Katharina Meßmer Fickt euch Dann gleich Kristina Schröder: Catherine Hakims Erotisches Kapital
| Elias Kreuzmair Bößer Spaß Wo fängt Macht an? Blumfelds Lass uns nicht von Sex reden
| Daniel Herleth Teil des Kalküls Vielleicht die letzte Chance: Paul Schraders The Canyons
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