





polar #13: Aufstand
EDITORIAL
AUSGEBLIEBEN
AUSGELÖST
GEPROBT
SCHÖNHEITEN
Kristin Amme/Silvan Pollozek Hörbare Revolution Jeder darf mitspielen: Das Kunstprojekt #tweetscapes
| Christoph Raiser Der Protest der Mathematiker Gegen eine öffentliche Praxis des privaten Profits: Das Manifest The Cost of Knowledge
| Luisa Banki Immer weiter Operationen am offenen Leben: Philipp Schönthalers Erzählband Nach oben ist das Leben offen
| Thomas Biebricher Müdes Blinzeln Eine scharfsinnige Diagnose vom Mittelmaß: José Ortega y Gassets Der Aufstand der Massen
| Anna-Catharina Gebbers Nicht eins sein Zwei Generationen Protest: Alex Martinis Roe untersucht Genealogien
| Franziska Humphreys Wählt Nein Referendum 1988: Pablo Larraíns No
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Daniel MützelOccupy ist nichtDie Kunst, mehrere Dinge auf einmal zu sehen: Das Occupy Biennale Projekt | Eine anarcho-kommunistische Flagge flattert über dem Eingangstor der Kunst-Werke in Berlin-Mitte. Ein Transparent verkündet, dass gerade die hausinternen Hierarchien aufgebrochen werden. In den Innenräumen lungern Gestalten, die so gar nicht in das Klischee des zeitgenössischen, modebewussten Kunstkonsumenten passen, Workshops zur globalen Krise geben, an horizontalen Entscheidungsstrukturen basteln und die Besucher in ihre diskursiven Abgründe zu locken versuchen. Schnell wird klar, dass die Berufsrevolutionäre von Occupy sich hier breit gemacht haben - jene Leute, die von den Massenmedien hochgepäppelt und schnell wieder vergessen wurden. Ein Kunstraum für Occupy in Berlin-Mitte? Man wusste ja bereits, dass sich hauptsächlich Esoteriker, Antisemiten und politisch Verirrte in diesem prä-politischen Sumpf tummeln. Aber sich nun noch als Ausstellungsobjekte missbrauchen lassen? Nur konsequent, befanden die traditionellen Akteure des radikalen Kunst- und Politmilieus der Stadt und einigten sich schnell darauf, dass Occupy, Biennale, die Kuratoren um Żmijewski etc. alles ein Brei seien - ein ziemlich unangenehmer dazu. Und so arbeitete man darauf hin, dass auch der nächste Zyklus gesellschaftlichen Widerstands, der über die identitären Inseln radikaler Kleinstgruppen hinausgeht, nichts als eine Momentaufnahme aus der fernen Zukunft bleibt. Dass das Occupy Biennale Projekt ganz andere Möglichkeiten hervorbrachte - internationaler Austausch, Gründung einer Autonomen Universität -, fällt so auch nicht mehr ins Gewicht. Denn man wusste: »Occupy ist ...«. Für diese Erkenntnis lässt man auch mal seinen Derrida im Regal versauern. Differenzieren tut man bei anderem schon mehr als genug. Was daraus folgt? Heterogenität ist etwas, mit dem man klar kommen sollte. »Occupy« als Idee und Form wird fortbestehen, auch wenn es die theorieverliebten Schreibtischradikalen in Zukunft weiterhin ganz genau nehmen werden und den praxisversauten Occupistas ihren Adorno um die Ohren hauen. Das fühlt sich authentischer an und ist sicherlich auch weniger anstrengend.
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| Anna Sailer Unter einem Banner? Gegen die Geschlossenheit des Wir: Slatan Dudows Kuhle Wampe
| Arnd Pollmann Bloß keinen Aufstand In der Arena der Unmündigkeit: Kant meets Kubrick
| Julia Roth Ausblendung Dekolonisierung und die Dialektik: Susan Buck-Morss Hegel und Haiti
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