





polar #13: Aufstand
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Christoph RaiserDer Protest der MathematikerGegen eine öffentliche Praxis des privaten Profits: Das Manifest The Cost of Knowledge | Ob dieser Protest wirklich eine besondere Absurdität der wissenschaftlichen Publikationspraxis ändern kann, muss sich erst noch zeigen. Dennoch ist The Cost of Knowledge, einem Manifest von 34 MathematikerInnen vom Januar 2012, ein sehr beachtlicher Erfolg gelungen, denn innerhalb von gerade einmal sechs Monaten haben bereits 12.000 WissenschaftlerInnen aus allen Fachbereichen das Manifest unterzeichnet und damit die interessanteste Boykott-Aktion in der Wissenschaft begründet.
The Cost of Knowledge ist ein trockener Protest gegen die Publikations- und Verkaufspraxis des großen niederländischen Zeitschriftenverlags Elsevier und einer Reihe anderer Wissenschaftsverlage wie Wiley, Springer oder Informa. Der Protest wird mathematisch sauber begründet: Autoren wie Herausgeber von Zeitschriften vollbringen diese Arbeit ohne Honoraransprüche, weil sie sie als Teil ihres Berufs verstehen und dafür in den meisten Fällen von Universitäten bezahlt werden. Die Kosten für Verlage sind in diesem Fall also recht gering. Trotzdem verlangt Elsevier pro Jahrgang von Bibliotheken einen institutionellen Preis von gut und gerne über 1.000 Euro. Bei einer durchschnittlichen Seitenanzahl von vielleicht 1.000 Seiten macht das also einen Euro pro Seite. Elsevier macht über eine absurde Kette pro Jahr etwa 30 Prozent Profit: Ein von öffentlichen Geldern bezahlter Mathematiker veröffentlicht einen Artikel in einer Zeitschrift, die von öffentlichen Geldern gekauft wird und der Gewinn geht an den Verlag bzw. seine Aktionäre. Die Frage darf erlaubt sein: Geht's noch?
Auf thecostofknowledge.com haben sich nun circa 13.000 potenzielle Autoren und Herausgeber dazu verpflichtet, nicht mehr mit Elsevier Journals zusammenzuarbeiten. Kurz darauf zog Elsevier seine Unterstützung für den Research Works Act zurück, ein Gesetz, das den offenen Zugang zu Forschungsergebnissen beschränken sollte, die von der US-Regierung finanziert werden. Das Gesetz liegt nun auf Eis, der Aufstand der Mathematiker hat also schon etwas gebracht. Was sonst draus wird, muss sich noch zeigen. |

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