Das Online-Magazin zur Zeitschrift | HALBJAHRESMAGAZIN polar






polar #13: Aufstand




EDITORIAL

 
Editorial
Peter Siller, Bertram Keller



AUSGEBLIEBEN

 
Sebastian Dörfler
An die Arbeit
Warum sich Bartleby selbst abschaffen müsste
 
Micha Brumlik
Aufstand nach Nirgendwo
Vom Missverständnis des Politischen
 
Thomas Biebricher/Marina Martinez Mateo
Die Paradoxie des Intellektuellen
Wissenschaft und öffentliche Intervention
 
Interview Jodi Dean
»Endlich wieder ›wir‹ sagen«
 
Julian Bank
Goliath stolpert, David schläft
Aufstand, soziale Bewegungen und Zeitlichkeit
 
Petra Hauffe/Judith Karcher
Der ausbleibende Aufstand
Von der selbstverschuldeten Unmündigkeit in der Finanzkrise
 
Tobias Peter
Nutzlos, sich zu erheben?
Über parasitären Widerstand
 
Arnd Pollmann/Thomas Biebricher/Stefan Huster/Peter Siller
Ist es links? >Negation<
 
Ina Kerner
Leben im Kapitalismus: >Terror, Chillen, Herrenschneider<



AUSGELÖST

 
Tasos Telloglou
Die Gerechtigkeitslücke
Revolte gegen das Ende eines geliehenen Lebens
 
Stephan Rosiny
Eiszeit der Diktaturen
Der Aufstand im »Arabischen Frühling«
 
Hany Darwish
Der Verrat
Ägypten nach der Revolution: Ein Bericht aus Kairo
 
 

Naji al-Baghuri

Am Rande des Abgrunds

Der Wandel Tunesiens: Ein Bericht aus Tunis


Die Tunesier sind jetzt frei. Die tunesische Presse wird nicht mehr zensiert wie unter dem Diktator Ben Ali. Täglich kritisieren die tunesischen Medien die Regierung. Sie berichten von korrupten Geschäftsleuten und Behörden und über Fehlverhalten im Präsidentenamt. Die Justiz ermittelt wegen Korruption und Menschenrechtsverletzungen. Das alles war vor dem 14. Januar 2011 undenkbar. Eineinhalb Jahre nach Beginn der Revolution sagt die neue Regierung, sie habe seither viel erreicht. Eine neue Verfassung, die Rechte und Freiheiten schützen soll, sei auf dem Weg, man sei für die ersten demokratischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen gerüstet, die Wirtschaft gewinne wieder an Fahrt und die Sicherheitslage bessere sich mit jedem Tag. Die Optimisten sagen wieder und wieder voller Überzeugung, die tunesische Revolution sei im Vergleich zu den anderen arabischen Revolutionen am besten verlaufen, der demokratische Übergang sei auf gutem Wege. Die Hemmnisse und Hindernisse, die es hier und da in Tunesien noch gebe, wie Sicherheitsprobleme und soziale Spannungen, müssten in ihrem Kontext gesehen werden, sagen sie. Schließlich befinde sich das Land im Umbruch. Aber tatsächlich sind die Rückschläge, die die tunesische Revolution in ihren ersten eineinhalb Jahren durchlebt hat, mehr als nur vorübergehende Probleme.

Al-Qaida und Salafisten
Die Regierung unter Führung der islamischen Nahda-Partei begeht schwere Fehler, die die Ziele der Revolution insgesamt gefährden und eine Bedrohung für einen zivilen und demokratischen Staat darstellen. Der Sieg der Nahda-Bewegung bei den Wahlen zur konstituierenden Versammlung im Oktober 2011 und die Bildung einer von ihr dominierten Regierung waren ein fruchtbarer Nährboden für das Anwachsen radikaler religiöser Gruppierungen in Tunesien und lockten Tunesier zurück in ihr Land, die in verschiedenen Teilen der Welt für al-Qaida aktiv gewesen waren. Und mit dem Geld, das aus arabischen Ölstaaten am Golf an diese Gruppen floss, konnten sie sich im Staat einnisten - als Fremdkörper und Gleichgesinnte. Währenddessen konnten salafistische Gruppen vor allem in ärmeren Städten und in Wohngebieten mit hoher Arbeitslosigkeit Wurzeln schlagen.

Diese Gruppierungen haben sich zu einer ernsten Bedrohung für die Freiheit der Presse und der Bürger entwickelt. Im Oktober 2011 versuchte eine Gruppe von Bärtigen, die sich selbst als Salafisten bezeichneten, das Haus des Chefs des privaten Fernsehsenders Nasma anzugreifen und es in Brand zu setzen. Der Sender hatte den iranisch-französischen Zeichentrickfilm »Persepolis« gezeigt, in dem die Radikalen eine Schmähung Gottes erkannt hatten. Und im Sommer 2012 musste die Regierung eine Kunstausstellung im Abdaliya-Palast bei Tunis schließen, nachdem Salafisten gegen einige der dort gezeigten Bilder protestiert hatten. Die Unruhen nahmen ein solches Ausmaß an, dass in Tunesien der Ausnahmezustand ausgerufen wurde. [...]


 
Michael Lidauer
Revolution von oben?
Myanmar auf Reformkurs
 
Felix Lutz
Zwischen Tea Party und Occupy
Der aufbruchslose Aufstand in den USA
 
Eddie Hartmann
Moralische Auszeit und soziale Revolte
Die gewaltsamen Aufstände in Frankreich und Großbritannien
 
Maja Bächler
Take the Power Back
Aufstände als Kommunikation
 
Kai van Eikels
Der angekommene Aufstand
Etwas zur politischen Bewegung, etwas zur Theorie
 
Markus Dressel
»Lasst uns auch lernen zu regieren«
Der 4. November ’89 und die List der Geschichte
 
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Hallo Rom/Hallo Karthago: >Keiner liegt allein<
 
Marie Schmidt
Mein Halbes Jahr: >Literatur<
Shakespeare – Malabou – Thoreau
 
Christoph Raiser
Mein halbes Jahr: >Musik<
Le Tigre – Codeine – Deichkind
 
Matthias Dell
Mein halbes Jahr: >Film<
Die Tribute von Panem – The Hunger Games – Wir kaufen einen Zoo
 
Anna-Catharina Gebbers
Die Revolution sind wir
Von ein paar Kunstwerken, die Aufstände auslösten



GEPROBT

 
Diedrich Diederichsen
Der Imperativ des Authentischen
»Erfinde Dich halt- und bodenlos neu und verkörpere das so, als wäre das immer schon Deine Natur gewesen!«
 
Nicklas Baschek
Lieber peinlich als authentisch
Occupy und der gemeine Hipster
 
Nikolaus Müller-Schöll
Der geprobte Aufstand
Farce, Spaziergang, Hunger-Show
 
Martin Saar
Bildpolitik: >Ein Nein aus fünf Fingern<



SCHÖNHEITEN

 
Kristin Amme/Silvan Pollozek
Hörbare Revolution
Jeder darf mitspielen: Das Kunstprojekt #tweetscapes
 
Christoph Raiser
Der Protest der Mathematiker
Gegen eine öffentliche Praxis des privaten Profits: Das Manifest The Cost of Knowledge
 
Luisa Banki
Immer weiter
Operationen am offenen Leben: Philipp Schönthalers Erzählband Nach oben ist das Leben offen
 
Thomas Biebricher
Müdes Blinzeln
Eine scharfsinnige Diagnose vom Mittelmaß: José Ortega y Gassets Der Aufstand der Massen
 
Anna-Catharina Gebbers
Nicht eins sein
Zwei Generationen Protest: Alex Martinis Roe untersucht Genealogien
 
Franziska Humphreys
Wählt Nein
Referendum 1988: Pablo Larraíns No
 
Daniel Mützel
Occupy ist nicht
Die Kunst, mehrere Dinge auf einmal zu sehen: Das Occupy Biennale Projekt
 
Anna Sailer
Unter einem Banner?
Gegen die Geschlossenheit des Wir: Slatan Dudows Kuhle Wampe
 
Arnd Pollmann
Bloß keinen Aufstand
In der Arena der Unmündigkeit: Kant meets Kubrick
 
Julia Roth
Ausblendung
Dekolonisierung und die Dialektik: Susan Buck-Morss Hegel und Haiti


nach oben